5 von 16: Danke, liebe Wählerinnen
Von Doris Knecht
Nicht einmal ein Drittel Frauen im Kabinett, noch weniger als bisher.
über Frauenquoten
In Deutschland hat die Kanzlerin soeben die erste Verteidigungsministerin angelobt. Wir in Österreich schauen uns an, was herauskommt, wenn man Politikern vertraut, die seit Jahrzehnten versichern, dass es Frauenquoten üüüberhaupt nicht braucht, weil die modernen Umstände sowieso alles von selber richten werden: fünf von 16 Regierungsmitgliedern sind Frauen. Welche Österreicherin, die gewählt hat, fühlt sich davon nicht für dumm verkauft, ja: betrogen?
Denn wir Frauen waren es, die diese Koalition überhaupt ermöglicht haben. Hätten nur Männer gewählt, wäre die FPÖ mit 29 Prozent stimmenstärkste Partei geworden, wogegen die ÖVP nur 20, die SPÖ 23 Prozent erreicht hätte: von den Frauen dagegen bekamen sie jeweils jeweils 29 Prozent der Stimmen.
Der Dank dafür ist eine zu 68 Prozent männliche Regierung: Nicht einmal ein Drittel Frauen im Kabinett, noch weniger als bisher. Die Fotos, die die Regierungsmannschaften von SPÖ und ÖVP zeigen, machen die Wertschätzung von Frauen innerhalb beider Partei überdeutlich. Besonders in der ÖVP: Sechs Männer, zwei Frauen. Eine davon wurde von außen geholt und trat ihr Amt mit den Worten an, warum sie das tue, könne sie „so schnell nicht erklären, geben Sie mir ein bisschen Zeit.“
Was denken sich, wenn sie das sehen und hören, eigentlich all die ÖVP-Frauen, die in dieser Partei jahre- und jahrzehntelang maßgebliche Basis-, Struktur- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet und geglaubt haben, dass man sie dafür irgendwann belohnt: mit Posten, mit Mitspracherecht, mit parteiinterner Gleichberechtigung? Es ist kein Wunder, dass auch bei konservativen Politikerinnen der Ruf nach einer Quote immer lauter wird. Denn genau solche Fotos illustrieren aufs Neue, dass alle Beteuerungen, es werde auch ohne Quote alles gerechter, nur dazu da sind, alles noch ungerechter zu machen und unter allen Umständen die Männer an der Macht zu halten. Weil sich die Dinge sonst eventuell tatsächlich ändern würden; substanziell, siehe Deutschland.