Meinung/Kolumnen/Knecht

Kleine Hoffnungen, große Rückschläge

Hier sind sie nun gestrandet, nach einer furchtbaren Flucht.

Doris Knecht
über den Film "Last Shelter"

"Last Shelter" ist zunächst einmal ein wahnsinnig trauriger Film. Er handelt von den 63 Männern, die vor genau drei Jahren nach einem Marsch von Traiskirchen nach Wien die Votivkirche besetzten und dort viele Wochen lang ausharrten.

Man erinnert sich: auf der einen Seite die Flüchtlinge aus Pakistan und ihre Unterstützer, auf der anderen der österreichische Staat, vertreten durch die Polizei, dazwischen Kirche und Caritas als Vermittler. Drei Jahre lang begleitete der Dokumentarfilmer Gerald Igor Hauzenberger die Männer, auch lange nachdem sie, geschwächt von einem Hungerstreik, von Kirche und Caritas überredet wurden, in das Servitenkloster zu übersiedeln, wo man sie in einem fensterlosen Keller verstaute.

Es sind bedrückende Bilder. Hauzenberger lässt einen die fürchterliche Kälte spüren, der diese Männer in der dunklen Votivkirche ausgesetzt sind, und ihre unendliche Verzweiflung: Hier sind sie nun gestrandet, nach einer furchtbaren Flucht aus lebensbedrohlichen, unzumutbaren Zuständen in ihrer Heimat Pakistan, die früher einmal schön war: "Touristen kamen, wir gingen gemeinsam wandern. Das Leben hat Spaß gemacht." Bis die Taliban kamen.

Jetzt sitzen sie auf Matratzen am eiskalten Boden und stellen in ihrer Hoffnungs- und Hilflosigkeit zum Teil unrealistische Forderungen an Österreich. Wenn auch mit gutem Grund: "Alle hier sind aus Kriegsgebieten. Alle verdienen den Schutz des österreichischen Staates."

Hauzenberger filmt Demonstrationen, Festnahmen, Ablehnung, kleine Hoffnungen, große Rückschläge. Er bleibt bei den Asylwerbern, solange es geht. Er lässt die paar, die schließlich Asyl bekamen, über ihre Zukunft sprechen, schaut ihnen bei der Arbeit zu, ist bei ihren Hochzeiten dabei und fährt mit ihnen im Sommer 2015 noch einmal nach Traiskirchen, ins völlig überfüllte Lager. Und beweist gegen Ende, dass es manchmal durchaus sinnvoll ist, unrealistische Forderungen zu stellen. Derzeit im Kino: sehr empfehlenswert.