Jetzt erst Knecht: Wer macht so etwas?
Von Doris Knecht
Den ganzen Tag, während der Vorbereitungen für einen Kindergeburtstag, ging einem die furchtbare Tat in St. Pölten nicht aus dem Kopf. Wer macht so etwas? Wie final gestört muss ein Mensch sein, der einem Kind, seinem eigenen Kind, in den Kopf schießt?
Eh: Der Mann hatte den eigenen Tod wohl bereits beschlossen, wollte seinen Sohn mitnehmen und damit auch noch das Leben der Mutter zerstören. Trotzdem: Was ist im Leben, was ist mit der Seele und dem Herzen eines Menschen passiert, der seinem Kind eine Waffe an den Kopf hält und der in der Lage ist, abzudrücken? Einem kleinen, vertrauensvollen achtjährigen Buben? Es ist schwer, diese Vorstellung abzuschütteln. Man nimmt die eigenen vertrauensvollen Kinder in den Arm und drückt sie fest.
Es kommen einem auch andere Gedanken: Wie kann ein Mann, dem ein Verbot auferlegt wurde, das Haus seiner Familie zu betreten, einfach in die Schule gehen und seine Kinder abholen, ohne, dass ihn jemand daran hindert? Denn das ist eine zentrale Frage, die sich hier und in allen anderen Fällen, in denen Kinder von Angehörigen und deren Partnern verletzt oder getötet wurden, stellt: Wie hätte man es verhindern können? Wie kann man es künftig verhindern?
Völlig richtig war die Gefängnisstrafe, zu der letzte Woche die Mutter des kleinen Cain verurteilt wurde, der von ihrem Lebensgefährten totgeprügelt worden war. Diese Strafe sagt nämlich: Mütter von misshandelten Kindern können sich nicht auf ihre eigene Wehrlosigkeit berufen. Sie mögen ebenfalls Opfer gewalttätiger Männer sein:
Aber sie bleiben dennoch immer Beschützer ihrer Kinder, die noch viel mehr Opfer sind: Denn Kinder können sich nicht wehren. So wie der kleine Berk, bei dem unsere Gedanken sind.