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Gut, das Umstechen vielleicht

Gut, das Umstechen vielleicht.

Doris Knecht
über Gartenarbeit

136 Kalorien, behauptet eine dieser Internet-Gazetten, verbrenne der Mensch pro halber Stunde Gartenarbeit. Schwer zu glauben, nachdem man kürzlich mithilfe einer App gemessen hat, dass eine Dreiviertelstunde Laufen in, okay, mäßigem Tempo nicht einmal 240 Kalorien vernichtete.

Trotzdem: schön wär’s, wenn Garteln den gleichen Effekt hätte. Gut, das Umstechen der von sprießendem Unkraut in Grünflächen verwandelten Beete, das bringt einen tüchtig ins Schwitzen, weshalb man es, wenn möglich, an einen kräftigeren Mitbewohner outsourct. Ansonsten geht die Gartenarbeit leider vor allem in den Rücken, es sei denn, man hätte so ein schönes Hochbeet wie der Nachbar.

Und schon ist es wieder so weit: Vorsicht, an dieser Stelle überschreiten Sie die Paradeiser-Grenze. Denn natürlich wird auch heuer weiterparadeisert, allen Flüchen und Schwüren zum Trotz. Der heurige Plan: ein Glashaus aus alten Fenstern. Tatsächlich wurde der Gemahl bereits ausgeschickt, um solche Fenster via willhaben.at heranzuschaffen, das tat er auch gehorsam und stellte sie dann so ab, dass der nächste Windstoß sie umwarf. Es fängt also alles schon sehr vielversprechend an.

Was wir heuer sicher nicht machen werden: die Jungpflanzen-Märkte verschmähen. Das ist ganz schlecht fürs Gärtner-Karma, wie das letzte Jahr bewiesen hat. So mies war die Ernte überhaupt noch nie. Andererseits spart man sich heuer den Erwerb teurer Tomatensetzlinge, denn der Nachbar zieht in seinen Anzuchtkisten bereits Hunderte Pflanzen interessanter Sorten, die glücklicherweise in dem edlen Glashaus unweit des praktischen Hochbeets nicht alle Platz finden. Davon wird man schamlos profitieren, und sollte man auch heuer versagen, wird der Gemahl wenigstens nicht die Rechnung mit dem maximalen Einsatz für die minimale Ernte aufstellen können.

Aber wir wollen hier nicht schon am Beginn pessimistisch sein, sondern frohen Mutes ins Gartenjahr gehen. Ein paar Kalorien verbrennen, gemma.