Fahrraddiebe, ausgelacht
Von Doris Knecht
Neuer Trendsport: Fahrraddieb-Shaming, es gibt dafür sogar schon eigene Twitter-Accounts.
über Diebe
Neuer Trendsport: Fahrraddieb-Shaming, es gibt dafür sogar schon eigene Twitter-Accounts. Body-Shaming kennen wir ja, finden wir nicht gut. (Hört, ihr Facebooker und Twitterer, die ihr gerne Fremde aus der U-Bahn oder sonstwo knipst und wegen ihres Looks auf Facebook öffentlich auslacht. Vielleicht bin ich da wieder einmal überkritisch, Zeigefinger-Gesellschaft und alles, aber ich finde es wahnsinnig kleingeistig, Leute wegen ihres Geschmacks zu verhöhnen, wegen ihrer lila Leggins oder ihren türkisen Strähnchen. Sie finden das gut, und das sollen sie dürfen; aus. Plus: wer sich gern selber hinterrücks fotografiert und verletzend kommentiert auf einem viralen Facebook-Foto wiederfindet, nur weil er gerade einen Bad-Hair- oder Bad-Taste-Day hat, zeige bitte kurz auf.)
Abschweifung, Entschuldigung. Von moralischen Einwänden gegen Fahrraddieb-Shaming weiß ich bisher nichts, aber man kann sagen, dass es recht erheiternde Auswüchse hat. Das online-Fahrrad-Magazin We love Cycling, das einen angenehm unverbissenen Zugang zum Radeln pflegt, hat vor ein paar Tagen ein sehr lustiges Video hochgeladen: die "European Bike Stealing Championships". Es geht darum, wie lange ein Fahrrad in einer europäischen Stadt unversperrt und unbeaufsichtigt stehen bleibt, bis sich einer seiner erbarmt, samt Sport-Kommentar und Zeitmessung.
Diesmal im Contest: Rom, Amsterdam und Prag. Wer gewinnt, wird nicht verraten, nur so viel: Die Freude des Gewinners währt nur kurz, die Fahrt ebenso, plus sie ist etwas unangenehm. Sagen wir: roter Rauch und eine Blaskapelle sind involviert. Das ist natürlich doppelt gemein, erstens, weil den Dieben das unversperrte Fahrrad praktisch aufgedrängt wurde: aber ja, es ist auch Diebstahl, wenn das Rad ungesichert war. Und zweitens dann noch Hohn, Spott und schadenfroh lachende, fingerfuchtelnde Passanten.
Am lautesten lachen natürlich die, denen schon einmal ein Rad gestohlen wurde. Man kann’s ihnen kaum verdenken.