"Es gibt sie doch, die Weihnachtsengel"
Von Doris Knecht
Es gibt sie doch, die Weihnachtsengel.
über Menschen mit Sensibilität und Augenmaß
Leserin Astrid T. hat drei kleine Töchter. Fünf, zweieinhalb Jahre und sieben Monate alt sind sie, und wer auch nur ein einziges Kind hat, hat auch eine Idee davon, wie anstrengend das sein muss, besonders wenn man mit ihnen unterwegs ist. Zumal die Natur auch Frauen nur je zwei Hände zugeteilt hat.
Jedenfalls: Frau T. fuhr mit ihren Töchtern zu Freunden, fand glücklich einen gut gelegenen Parkplatz, füllte einen Parkschein aus und machte ihren Besuch. Rechtzeitig vor Ablauf der Parkzeit packte sie ihre Kinderschar wieder zusammen und machte sie aufbruchsbereit, wobei man sich kurz vergegenwärtigen muss, was das heißt: „Die Jüngste wickeln, stillen und anziehen, die Mittlere anziehen und aufs Klo schicken, die Älteste nur zum Anziehen auffordern. Dann gingen wir eilig zurück zum Auto.“ Leider hatte alles etwas länger gedauert als geplant, und Frau T. hoffte inständig, dass sie kein Ticket an der Windschutzscheibe vorfinden würde. Der Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Denn als Frau T. beim Auto ankam, stand dort gerade ein Parksheriff, füllte den Strafzettel aus und begrüßte die augenscheinliche Besitzerin des nun widerrechtlich abgestellten Fahrzeugs mit den Worten: „Sie sind 13 Minuten überfällig, gnädiges Fräulein.“
Dann habe er den Maxi Cosi samt Baby erblickt, den Rest des Materials, das Frau T. schleppte und die zwei anderen Töchter in ihrem Schlepptau. Frau T. wollte gerade zu einem Entschuldigungssermon ansetzen, da habe der Mann zu plaudern angefangen, ihre Kinderschar bewundert, vor allem aber habe er nicht weiter auf seinem Strafzettelblock herumgeschrieben. Sondern sich verabschiedet mit den Worten, dass er hier gern ein Auge zudrücke, habe alles Gute mit den Kindern und noch einen schönen Advent gewünscht.
„Es gibt sie doch, die Weihnachtsengel“, schreibt Frau T. Ja, es gibt sie: Menschen mit Sensibilität und dem Augenmaß zu erkennen, wann es richtig ist, nicht stur auf dem Recht zu beharren. Und es ist gut, dass es sie gibt.