Das wird sich nie im Leben durchsetzen
Von Doris Knecht
Das erste Handy kostete 3000 Schilling hatte das Format von sechs aufeinandergestapelten Tafeln Milchschokolade.
schwelgt in SMS-Nostalgie
Dass jetzt die SMS ihren 20. Geburtstag feierte, überschwemmt ihre Kolumnistin mit Sentimentalität – und Erinnerungen an ihr erstes Handy. Das erste Handy kostete 3000 Schilling hatte große Tasten, ein einzeiliges elektronisches Ziffernfeld und ziemlich genau das Format und das Gewicht von sechs aufeinandergestapelten Tafeln Milchschokolade.
Man brauchte dafür praktisch einen eigenen Rucksack, war aber unglaublich stolz auf den ultramodernen Minimalismus des Geräts, denn das Vorgängermodell kam noch in einem zentnerschweren Koffer daher, der knapp zwischen zwei Autositzen Platz hatte. Der Telefonier-Ziegel blieb auch meistens im Rucksack, denn wenn man ihn im Lapinski selig oder im alten Salzgries auf den Tisch legte, wurde man dafür tüchtig ausgelacht, weil man sich irrsinnigerweise für diese kurzlebige Modetorheit verschuldet hatte.
Die eh nie klingelte, weil man natürlich erstens nicht so wichtig war, und weil zweitens damals nur telefoniert wurde, wenn es etwas Wichtiges gab, da drittens ja noch niemand ein Handy hatte. Außer ihrer Kolumnistin, den sog. Yuppies in den schicken Straßencafés am Graben und einer kleinen Handvoll unbelehrbarer schnickschnackversessener Kollegen.
Natürlich ertönte deshalb auch so gut wie niemals der Signalton des sogenannten Short Message Service, eine, wie der Lebensgefährte oft und gern erklärte, unnedige, anstrengende und unglaublich komplizierte Kommunikationsform für Vollidioten, die sich deshalb nie im Leben durchsetzen werde. Der Lebensgefährte war folglich bis ins Knochenmark beleidigt, als man ihm (damit man nicht mehr so allein war damit) zum Geburtstag ebenfalls einen elektronischen Telefonier-Ziegel schenkte. Liebst du mich nicht mehr, dass du mich mit unbrauchbarer Technologie beschenkst, an die sich in zwei, drei Jahren keine Sau mehr erinnern wird?
Sollte ihn einmal daran erinnern; in einer SMS vielleicht.