Das ist viel teurer
Von Doris Knecht
Jamie Oliver habe sich, höhnen britische Medien, in den Fettnapf gesetzt.
über Ernährung
Jamie Oliver, weltbekannter britischer Koch, habe sich, höhnen britische Medien, in den Fettnapf gesetzt. Oliver hatte in einem Interview zu seiner neuen Koch-Sendung sein Unverständnis über jene ärmeren Engländer ausgedrückt, die mit ihren Kindern Fisch und Chips aus der Styroporverpackung essen, während vor ihnen ein „massive fucking TV“ laufe. Es sei, meinte Oliver, nicht in erster Linie Geldmangel, der dazu führe, dass Leute sich und ihre Kinder von vermeintlich preiswertem, in Wirklichkeit aber viel kostspieligerem Fertig-Müll ernähren, sondern Unwissen und Unwille.
Es wurde ihm von kompetenter Seite widersprochen, dass arme Familien bei steigendem Einkommen ihren Kindern tatsächlich mehr frisches Obst und bessere Nahrung kaufen. Völlig unrecht hat Oliver wohl dennoch nicht.
Seine Aussage kommt nicht zufällig. In seiner neuen Low-Budget-Koch-Show will Starkoch und Gutmensch Oliver alle seine Weltverbesserungsmissionen in einem Topf zusammenrühren: Er möchte, dass die Leute auf Fertignahrung verzichten und selber kochen, er möchte, dass sie sich bewusster, besser, gesünder und ökologisch verträglich ernähren, und er möchte beweisen, dass das auch schnell und vor allem preisgünstig geht.
In diesem Fall will Oliver die Leute dazu überreden, ihre Lebensmittel nicht mehr in Riesenfamilienvorratspackungen beim wöchentlichen Großeinkauf im Megamarkt zu kaufen, sondern täglich nur so viel sie jeweils brauchen beim lokalen Händler, am Markt oder im kleinen Supermarkt um die Ecke. Was, wie Oliver überzeugt ist, dazu führt, dass sie viel billiger essen, und dass wesentlich weniger nicht verbrauchte Lebensmittel auf dem Müll landen.
Da hat er recht. Die Frage ist, wie er Leute, deren Eltern schon nicht für sie gekocht haben, dazu bringt, jetzt für ihre Kinder zu kochen. Anstatt auch weiterhin Fast-Food vor dem „massive fucking TV“ zu servieren, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass darauf Olivers Sendung zu sehen ist.