Dabei sah alles so gut aus
Von Doris Knecht
Ich will nicht mehr darüber sprechen, es schmerzt zu sehr.
über Paradeiser
Es gäbe – Achtung, Sie nähern sich der Paradeiser-Grenze! – wahrlich keinen Grund, damit anzufangen. Ich wollte wirklich nicht darüber sprechen. Aber nun haben sich die LeserInnen Doris S., Walter W., Ingrid S. plus ein paar weitere nach dem Befinden der Paradeiser erkundigt, und ich weiß genau, dass Peter T. es wissen möchte. Dennoch zögere ich mit der Antwort. Denn auch dieses – das wievielte jetzt? Das fünfte? – Kapitel im Großen Buch der Paradeiser-Abenteuer bleibt ohne Happy End.
Dabei hat es nach einem wenig versprechenden Beginn ganz prächtig ausgesehen: Selbst die geknickten und fast vertrockneten kleinen Setzlinge erholten sich in großen Töpfen mit edelster Bio-Paradeiser-Erde ganz prächtig: Alle sechs Pflanzen wuchsen und gediehen, setzten gesundes, Flecken-, Bräune- und Fäule-freies Grünzeug an, gingen in die Höhe und in die Breite, knospten, blühten und setzten Früchte an.
Der Platz an der sonnigen Westwand unter dem schmalen Dachvorsprung erwies sich als dem Gedeih außerordentlich förderlich, ein sanfter Wind blies durch die Blätter und half bei der Selbstbestäubung. Die Pflanzen wurden allerdings auch den ganzen Sommer lang gegossen, fleißig bio-gedüngt, gegeizt, gelobt und mit liebevollen Ansprachen aufgemuntert, wenn es einmal an Sonne mangelte.
Alles sah gut aus, rankte sich die Stangen hoch, dass es allerweil eine Freude war, und so sehr schob Wachstum an, dass fast täglich neu hochgebunden werden musste. Alles Blattwerk war makellos, fett und grün, und Trauben von gesunden, grünen Früchte machten sich vieldutzendfach daran, rot und saftig zu werden.
Das war das Bild, das sich bot, bevor man in den Urlaub fuhr und die Pflanzen den Paradeiser-Sittern überließ – und dem Herbsteinbruch. Was man bei der Rückkehr vorfand … Ich will nicht mehr darüber sprechen, es schmerzt zu sehr. Geerntet habe ich insgesamt drei (in Ziffern: 3) kleine rote Früchte. Danke für Ihre Anteilnahme.