Da drängen sich Fragen auf
Von Doris Knecht
390.000 Euro im Bus vergessen? Im Ernst?
wunder sich
Die Geschichte von der Wiener Pensionistin, die 390.000 Euro im Bus vergaß beschäftigt. Weil sie so unglaublich unglaublich ist: 390.000 Euro im Bus vergessen? Im Ernst? Da drängen sich Fragen auf: Erstens: Welcher Mensch trägt seine gesamten Ersparnisse einfach so mit sich herum?Zweitens: Wieso leistet sich eine alte Dame, die 390.000 Euro besitzt, für den Transport derselben nicht ein Taxi Euro, um diese Ersparnisse sicher von hier nach dort zu bringen?
Oder hat sie, drittens, ihr kleine Vermögen genau dadurch zusammengespart, dass sie ihr Leben lang auf Taxis verzichtet hat und stattdessen konsequent immer mit Öffis gefahren ist? So dass ihr die Idee, ein für den Transport von derart viel Gerstl geeigneteres Verkehrsmittel zu wählen, viertens gar nicht gekommen ist?
Fünftens: In welchen Gedanken muss man sein, dass man so viel Geld versehentlich im Bus liegen lässt? Es sei denn, sie trug ihr Erspartes sechstens und aus Misstrauen den Banken gegenüber vielleicht schon seit Jahren immer mit sich herum,zum Einkaufen, zum Tarockieren, wenn sie die Enkerln besuchte? Siebentens: Wie darf man sich den Moment vorstellen, in dem der alten Dame klar geworden ist, dass sie eben ihre gesamten Ersparnisse im Bus verloren hat?
Achtens: Was verdient ein Busfahrer bei den Wiener Linien? Neuntens: Was ging in ihm vor, als er unvermutet 390.000 Euro fand, und in welcher Reihenfolge? Stellt man sich zehntens vor, was man mit dem Geld alles kaufen und machen könnte? Und wie groß ist, elftens, der Schmerz, wenn einem klar wird, dass man dieses Vermögen – aus Gewissens- und anderen Gründen – nicht behalten kann? Sowie zwölftens und wichtigstens: Wieso hat der ehrliche Busfahrer bisher nicht einmal einen Finderlohn bekommen?
Wien ist übrigens gerade wieder zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gerankt worden: Menschen wie dieser Busfahrer machen das erst möglich.