Meinung/Kolumnen/Knecht

Angst ist keine gute Basis

Das bedeutet Auftrieb für all jene, die Europa zu einer festen Trutzburg machen wollen.

Doris Knecht
über den Terror in Brüssel

Fast Ostern, und während man erste Vorbereitungen trifft, verfolgt man die Nachrichten über die Anschläge von Brüssel. Und man ist so traurig für die Opfer und die Angehörigen. Und so wütend über die Attentäter und die Männer, die hinter ihnen stehen. Und so besorgt, was da noch kommt, und was da alles dranhängt. Was das für wen bedeutet: Auch für die Flüchtlinge, die gerade an denn Grenzen Europas vegetieren und verzweifelt "Sorry for Brussels"-Schilder in die Kamera halten, obwohl sie überhaupt nichts dafür können, aber es ist ihnen klar, dass es ihre Chancen auf Asyl noch weiter verschlechtert. Und Auftrieb ist für all jene, die Europa zu einer festen Trutzburg machen wollen. So wie die Innenministerin. Der man immerhin eins nicht vorwerfen kann: dass sie keine Politik mache. Die Sache mit den Spenden: Das ist Politik, einschüchternde. Damit will man die Menschen, die so viel gespendet und zugepackt haben, als im Herbst die vielen Flüchtlinge an den Bahnhöfen ankamen und die Bundespolitik so lange zugeschaut hat, abhalten, das weiter zu tun. Man will die Hilfsorganisationen bestrafen, und alle, die sie unterstützt haben. Man will Härte demonstrieren und Gnadenlosigkeit. Es ist ein großes Absperren, Angstmachen, Wegschauen und Verriegeln.

Ja, man versteht die Angst, auch wenn man sie selbst so nicht spürt. Angst ist ein wichtiges Gefühl. Aber sie ist keine guter Grund für wichtige Entscheidungen, keine gute Basis, um etwas darauf aufzubauen, keine gute Triebfeder, um etwas Positives zu schaffen.

Im Moment ist alles nur panische Reaktion und kurzsichtige Proaktivität. Die Anschläge von Brüssel machen es noch schlimmer, und daran denkt man, während man arbeitet. Und während man ein Rezept für Osterschinken im Brotteig sucht, Eier färbt, Schokohasen besorgt und vielleicht schon mal das Tischtuch bügelt für das große Osterfrühstück. Eskapistische Ersatzhandlungen in Zeiten wie diesen; aber auch Sachen, die das Leben schön machen, und positiv.