Am Ende besser
Von Doris Knecht
Das bisschen Wetter soll die Vorfreude nicht trüben
über Weiße Weihnachten
Keine Chance auf weiße Weihnachten also. Nicht, dass man sich das erwarten würde, wenn man am 21. Dezember, dem Tag des offiziellen Winterbeginns, einen späten Morgenkaffee in der Sonne am Balkon schlürft und dabei die blühenden Rosen betrachtet, zwischen dem satten Grün von Salbei, Rosmarin, Pfefferminze und Lavendel.
Oder auch nur, wenn man rückwärts die letzten paar Jahre betrachtet und sich an die kirchlichen Feiertage und die jeweils herrschende Großwetterlage erinnert: diese Jahre haben einen gelehrt, dass zu Ostern keine Krokusse sprießen und keine Forsythien ihre sonnengelben Schauer über die Zäune und Mauern werfen, sondern dass es zu Ostern ziemlich exakt genau so ausschaut, wie uns Weihnachten seit unserer Kindheit ausgemalt wurde und wie es unseren Kindern immer noch ausgemalt wird, obwohl eigentlich längst alles wissen, dass es wahrscheinlich auch dieses Jahr nicht stimmen wird.
Egal. Es ist die Zeit, in der wir uns – oder zumindest viele – auf Weihnachten und die zugehörigen Rituale freuen, und zwar auch gegen den herrschenden Trend, Weihnachten abzulehnen. Das bisschen Wetter jedenfalls soll die Vorfreude nicht trüben.
Es ist auch die Zeit, in der man so langsam das vergehende Jahr rekapituliert, so wie Leserin Sabina B., die in einem Mail erzählt, wie sie kürzlich ihr Auto als gestohlen melden musste. „Wissen Sie“, schreibt sie, „das war das absolut furchtbarste Jahr meines Lebens, ich habe alles verloren, was mir wichtig und wert war, all meine Werte sind über den Haufen geworden worden – und ich konnte mich nicht mal dagegen wehren. Jetzt auch noch das Auto zu verlieren, erschien mir als das Tüpfchen auf dem i für dieses Jahr.“
Sie erzählt auch, wie freundlich und zuvorkommend die Polizisten auf der Wache auf der Schmelz waren, bei denen sie – völlig nüchtern, sehr verzweifelt –, nach einer Weihnachtsfeier den Diebstahl meldete. Und die das auch dann noch blieben, als das Auto aufgefunden wurde: ein paar Meter entfernt in der Parallelstraße zu der Straße, in der sie geglaubt hatte, es vor der Feier abgestellt zu haben.
„Die Herren Inspektoren“, schreibt Frau B., „haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich heute wieder lachen kann und das Jahr besser zu Ende geht als es bis jetzt war.“ Das ist schön.
Möge Frau B.s nächstes Jahr sehr viel besser werden.
doris.knecht Doris Knecht