Das richtige Rezept für den Abstiegskampf
Von Jan Åge Fjørtoft
Nicht immer steigen die schlechtesten Mannschaften ab.
über das, was im Abstiegskampf zählt
Das Duell Bayern – Dortmund hat diese Saison keine Auswirkung auf den Titelkampf, weil der schon lange entschieden ist. Der Abstiegskampf wird hingegen bis zur letzten Runde spannend bleiben. Auf die Spitze getrieben wurde dieses alljährliche Drama 1999. Ich bekam die Chance, in letzter Sekunde für Frankfurt das 5:1 gegen Kaiserslautern zu erzielen. Die Fans jubelten damals nicht nur wegen meinem Übersteiger vor dem Tor. Mir wurde erst nach dem Schlusspfiff klar, dass genau dieser Treffer Frankfurt gerettet und Nürnberg in die zweite Liga befördert hat. Auf so ein Szenario hätte aufgrund der vielen involvierten Mannschaften im Kampf um den Klassenerhalt niemand getippt.
Es war unser Schlusspunkt einer Serie mit vier Siegen in Folge. Genau so einen Lauf brauchen jene Teams, die heuer noch zittern müssen.
Was ist dafür nötig?
1. Coole Spieler. Teams mit Goalgetter, die auch unter Druck treffen, haben große Vorteile. Das könnte für Nürnberg sprechen – Josip Drmic hat schon 16 Tore gemacht.
2. Ruhe im Umfeld. Das ist der größte Bonus von Braunschweig. Die Eintracht wurde ja als Kandidat für einen Negativrekord gehandelt. Alleine, dass sie jetzt noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben, ist schon eine Zugabe. In Stuttgart oder Hamburg wurde zu Saisonbeginn hingegen von der Chance auf den Europacup gesprochen. Für diese Großklubs ist der Stress im Tabellenkeller viel schwieriger auszuhalten. Eine "Nicht-Abstiegskampf-Party", wie wir sie damals in Frankfurt gefeiert haben, wäre für diese Klubs kein Thema. Weil sie sich eigentlich für ihre bisherige Saison genieren.
3. Souveräne Trainer. Der leider schon verstorbene Trainer Jörg Berger war damals in Frankfurt die Ruhe in Person. Auch als es ganz schlecht aussah, sagte er Tag für Tag ganz überzeugend: "Jungs, wir schaffen das." Trainer, die in den letzten Runden die Nerven verlieren, wirken zwar menschlich, helfen ihrer Mannschaft aber nicht.
Ich bin ein Freund mutiger Prognosen – wen es erwischen wird, wage ich aber nicht zu sagen. Nur so viel: Frankfurt wird diesmal nicht bis zur letzten Runde zittern müssen.
Jan Aage Fjörtoft ist TV-Experte bei Sky. Diesen Samstag bei Bayern – Dortmund, ab 17.30 Uhr, Sky Bundesliga HD 1.