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Tailliert und teuer

Es ist nicht ganz trivial, einen Populisten aufs Glatteis zu führen.

Philipp Wilhelmer
Über FPÖ-Politiker im TV-Studio

Es ist nicht ganz trivial, einen Populisten aufs Glatteis zu führen. Richtig gut gelang das vor zehn Jahren Armin Wolf, als er FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im „Sommergespräch“ wegen dessen Website umschmeichelte, auf der die Rezension zu dessen Lieblingsbuch lesen war. „Ich hab Sie bewundert, dass Sie so gut schreiben können. Ist das ein Hobby von Ihnen?“, fragte Wolf. „Das ist ein Hobby von mir, ja“, freute sich der solchermaßen Anerkannte. Um im nächsten Satz das Horrorszenario jedes Politikers im Live-TV präsentiert zu bekommen: Der Text stamme fast wortwörtlich von einer rechtsradikalen deutschen Internetseite aus 1998. Strache unterdrückte mühsam einen Fluchtreflex.

Der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer wirkt so, als würde er in solche Fallen nicht so leicht tappen. Dafür war er vergleichsweise fad: Egal, wie Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher ihn in der „ZiB2“ anzupacken versuchte – der Mann blieb souverän, sachlich, höflich (und inhaltlich oft sehr fragwürdig). Wobei auch die Fragen nicht halfen: Was will man mit „Darf man als Freiheitlicher nicht nett sein und freundlich schauen“ denn schon groß in Erfahrung bringen? Wer nach den Ursprüngen dieser unerquicklichen Gespräche sucht, stößt auf ein weiteres rundes Jubiläum: Im Jahr 1986, kurz bevor er sich zum Parteichef hochputschte, saß Jörg Haider bei Robert Hochner Studio und mimte die Unschuld vom Lande. Was unverändert blieb: taillierte Sakkos und teure Uhren.