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Hör auf zu lügen!

So, liebes Fernsehen: Lüg uns nicht an. Wenn du zu Allerheiligen kannst, dann kannst du immer.

Guido Tartarotti
über das Allerheiligen-Programm

Das Fernsehen ist ein elender Lügner. Es möchte uns einreden, dass es nicht anders kann, also so auszusehen, wie es eben immer öfter aussieht: Oberflächlich, fad, mutlos, leer, blass, einfältig. Das Fernsehen behauptet, es sieht so aus, weil wir das so wollen, wir, die Quote – oder eben die Nichtquote. Weil wir zu faul, zu abgestumpft, zu blöd dafür sind, Qualität zu ertragen. Und dann braucht es nur einen Feiertag, der aus traditionellen Gründen nach „Besinnlichkeit“ verlangt, sich also mit dem sonst im Fernsehen üblichen Gekrähe nicht verträgt –und das Fernsehen zeigt uns, wie gut es sein kann, wenn es nur will.

Am Allerheiligentag gab es Qualität, so weit das Auge bzw. die Fernbedienung reichte: Von der hervorragenden, klugen Dokumentation „Der Tod: das muss ein Wiener sein“ bis zum beeindruckenden „Universum History“ über den Terrorismus der Naziverbrecher gegen jüdische Mitbürger; von „Klingendes Österreich“ (Volksmusik ist etwas völlig anderes als volkstümliche Musik) bis zum immer noch todlustigen Roadmovie „Indien“ von Dorfer und Hader; von André Hellers Zuhörspiel „Menschenkinder“ auf ORFIII bis zum wunderbaren Friedhofs-Porträt „Es lebe der Zentralfriedhof“ auf demselben Sender.

So, liebes Fernsehen: Lüg uns nicht an. Wenn du zu Allerheiligen kannst, dann kannst du immer.