"Mummy’s Wunderkind"
Warum der Vater der Erfolge von Mikaela Shiffrin die Mutter ist.
über eine Erfolgsbeziehung
Eileen Shiffrin ist mit Abstand die erfolgreichste Trainerin, die der Skisport je produziert hat. In einer Welt voller Machos, voller Egos und voller Männer, in einem Business, in dem Eitelkeiten und Seilschaften dominieren, hat es eine ambitionierte Turnier-Tennisspielerin und mittelmäßige Masters-Skirennläuferin geschafft, ihre super talentierte Tochter Mikaela im Turbotempo an die Spitze des Slalomsports zu führen. Eileen Shiffrin hat dabei außergewöhnlich viel Methodik angewandt, Gespür für das Wesentliche bewiesen und sehr viel Zeit, Arbeit und vor allem aber auch Herzblut investiert.
Ehrgeizige Mama
Mikaela hat das Skifahren seinerzeit im WM-Ort Vail gelernt, als ihr Vater hier in der berühmten Steadmen-Klinik einen Job als Anästhesist ausübte. Der Skiclub Vail hat Mikaelas Begabung schon in frühen Jahren erkannt – wahrscheinlich war das außergewöhnliche Talent auch nicht zu übersehen.
Trotzdem entschloss sich die ehrgeizige Mama Eileen, ihre Tochter in die Obhut von sehr guten Trainern und der Burke Mountain Academy zu geben. Eileen kümmerte sich an der Ostküste um ihre Tochter und lernte dort das Handwerk der Skitrainerin vom Trainerstab der Academy. Mittlerweile hat die Mama, wie mir auch Mikaelas Vorarlberger Manager Kilian Albrecht bestätigt hat, ein wirklich gutes Auge, wenn es darum geht, jemanden beim schnellen Skifahren noch schneller zu machen.
Kritische Mama
Kein Wunder: Eileen ist auch bei absolut jeder Trainingseinheit dabei, die Mikaela macht. Sie bestimmt ihren Alltag und ist außerdem beim US-Skiverband voll in die Mannschaft einbezogen. Manchmal – wie auch in diesem Winter schon geschehen – ist Eileen trotz der großen Erfolge ihrer Tochter mit irgendeiner Situation nicht zufrieden, und dann wird kurzerhand der Trainer des Slalomteams entlassen. Roland Pfeiffer trainierte damals mit sofortiger Wirkung das Slalomteam – der Herren und nicht mehr Mikaela.
Besondere DVD
Die Shiffrins sind eine total skibesessene Familie und wenn ich Mikaela nach dem Geheimnis ihres Erfolges frage, dann nennt sie mir interessanterweise eine DVD. Eine besondere DVD, die sie schon seit ihrer Kindheit mit ihrer Mutter immer und immer wieder in sich hineinzieht.
Die DVD trägt den Titel "Worldcup winning runs" und sie ist quasi eine compilation aller Weltcupsiege von Raich bis Tomba von Vreni Schneider bis Deborah Compagnoni – ein Best of der Allerbesten sozusagen. Während andere Teenager ins Kino gegangen sind, um sich einen Blockbuster anzuschauen, waren Mutter und Tochter Shiffrin vor dem Fernsehgerät und haben sich immer und immer wieder die Bewegungen visualisiert und einstudiert, die Sieger ausmachen.
Normales Mädchen
Noch heute, hat mir Mikaela verraten, würde sie diese DVD am Computer anschauen, wenn sie gerade Jetlag hat und nicht einschlafen kann. Ich nehme an, dass sie mittlerweile alle Zwischen- und Endzeiten der historischen Rennen auswendig kann.
Mikaela ist aber trotz ihres frühen Ruhmes und Erfolges ein echt nettes und normales Mädchen geblieben, vielleicht ist das sogar der größte Verdienst von Eileen – dass sie ihre Tochter trotz des WM Titels und der Olympia-Goldmedaille immer zu Demut erzogen hat.
Sie wird diese Demut auch gut gebrauchen können, weil dieses Mädchen könnte, wenn sie gottlob gesund bleibt, auch den Siegesrekord, den eine gewisse Lindsey Vonn heuer aufgestellt hat, pulverisieren. Was ja wirklich der Wahnsinn ist: normal würde man bei einem 19-jährigen Mädchen ja sagen, das ihr die Zukunft gehöre. Bei Mikaela aber muss man sagen: ihr gehört die Zukunft, und sie hat auch schon eine Vergangenheit mit zwölf Weltcupsiegen , Olympiagold, und einem WM-Titel.
Der Mama sei Dank. Eileen hat der Skiwelt ein wahres Wunderkind geschenkt.