Meinung/Kolumnen/GesMBH

Wechselfolge

Herr Cap wird einem immer als aufmüpfig in Erinnerung bleiben.

Karl Hohenlohe
über Josef Cap

Herr Josef Cap wird also die große politische Bühne verlassen.

Das ist dahingehend bedauerlich, weil man sich an ihn gewöhnt hat, genauso, wie man sich an die Queen, Fidel Castro und Peter Rapp gewöhnt hat. Sie waren immer schon da und erst wenn sie zur Disposition stehen, wird man wieder auf sie aufmerksam.

Herr Cap wird einem immer als aufmüpfig in Erinnerung bleiben, ungeachtet der Vermutung, dass die Intensität der Aufmüpfigkeit mit den Lebensjahren schmolz, aber es gibt nicht allzu viele Menschen, die sich das Revolutionäre bis ins Alter bewahren.

Josef Cap hat 1982 am SPÖ-Parteitag mit seinen drei Fragen an Theodor Kery (Gehalt, billiger Strom, Schießübungen) großen Mut gezeigt, Minuten später wurde er aus dem Parteivorstand gewählt. Mein Held war geboren.

Jahre später durfte ich ein Gespräch im Kremser Karikaturenmuseum leiten, der Landeshauptmann war zu Gast, Herr Peichl und Josef Cap. Als ich meine Fragen an die Herren mit der Floskel „Darf ich Sie fragen ...“ begann, unterbrach Josef Cap und meinte, erst jetzt würde ihm bewusst, dass er in Niederösterreich sei, weil hier die Journalisten noch fragen, bevor sie Erkundigungen einziehen. Eine unangenehme Stille folgte und ich überlegte, ob der Begriff Held im Zusammenhang mit Herrn Cap noch stimmig wäre.

Nun rückt er von der ersten in die zweite Reihe.

Herr Josef Cap ist einer der wenigen Menschen, von denen man behaupten kann, er wird einem fehlen, obwohl er noch da ist.