Meinung/Kolumnen/GesMBH

Uhrsprung

Seit vielen Jahren stehe ich nun im Dienste der Prominenten, berichte von ihren Freizeitaktivitäten, wie sie die Kameras bezirzen, und schweige, wenn sie der Irrsinn überkommt. Ist es ein Zug der Zeit oder doch nur ein persönliches Empfinden, aber in den letzten Jahren nimmt die Stille überhand.

Es ist die heilige Pflicht der Gesellschaftsberichterstatter, den Prominenten zu gefallen, umgekehrt verhält es sich genauso, aber da nimmt man es mit der Disziplin nicht so genau.

Wie erfreulich also, dass nun gleich zwei der ganz Großen dieser Welt für erquickende Sekunden sorgten, einen lebhaften Gruß aus dem Totenreich sandten. Bei ORF III darf ich den Vermittler spielen, man bringt mir Kunst wie fatale Flohmarktware und die allwissenden Koryphäen des Dorotheum weisen den Preis.

Nun rief ein sehr freundlicher Mann aus 1220 Wien, er hätte da etwas, und als ich bei ihm war, zeigte, nein, präsentierte er eine Taschenuhr, die er vom Vater geerbt hatte. Der Vater, ein Fleischhauer, hatte zeitlebens Uhren gehortet, diese eine hatte er als seinen " Ferrari" bezeichnet.

Ich nahm das gute Stück in die

Hand, es war schön, jedoch nicht viel schöner als all die anderen Taschenuhren, die man in den Auslagen der Antiquitätengeschäfte betrachten kann.

"Die Rückseite!", sagte der freundliche Mann und das Blatt wendete sich. Da war eine Gravur zu sehen, ein vernickeltes Vermächtnis aus längst vergangenen Tagen.

Es muss im Jahre 1913 gewesen sein, da wollte jemand seinem "Freund" Gustav Klimt zum Geburtstag gratulieren" und darunter hat sich doch tatsächlich ein gewisser "Egon Schiele" verewigt.

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