Meinung/Kolumnen/GesMBH

Traumdeutung

Niemals wurde diese einzigartige, gesegnete Szene gewürdigt, kein Oscar, kein Händedruck, keine ROMY.

Karl Hohenlohe
über das Traumschiff

Das Traumschiff, so hört man, schwimmt wieder auf den Ätherwellen und nimmt Kurs auf unsere Fernsehgeräte.

In der Anfangssequenz sah man immer das große Schiff, weiters einige TV-Stars, die sich später kontinuierlich verliebten oder entzweiten. Der Großteil der Sendung wurde dann mit zugekauftem Material verschiedenster Tourismusinstitute gefüllt und am Schluss stand Sascha Hehn an der Gangway und wünschte „Guten Tag“.

Es ging ein seltsamer Zauber vom Traumschiff aus, es fuhr ohne Ziel, sein Bauch war Bühne und die Akteure willig mitzutun, weil sie in den Drehpausen Wasserfälle, seltsame Früchte und Einheimische bestaunen konnten.

Als ich noch bei „Seitenblicke“ diente, wurde ich einmal auf das Traumschiff gesandt. Es war wunderbar, die Stars waren glücklich und so auch ich.

Einmal machten wir am Gestade des Amazonas halt, wo sich ein Fischer gegen Bares fotografieren ließ, und auch wir kamen ins Geschäft.

So konnte man später im ORF folgende Szene sehen: Die Kamera schwenkt von links ganz langsam über das kilometerlange, undurchdringliche Dickicht des Amazonasufers, als plötzlich ein Einheimischer im Lendenschurz aus dem einsamen Urwald springt, das vorbeigleitende Traumschiff begutachtet, unsere Kamera sieht und: „Oh, you are from Seitenblicke!“ ruft.

Niemals wurde diese einzigartige, gesegnete Szene gewürdigt, kein Oscar, kein Händedruck, keine ROMY, ja, nicht einmal Sascha Hehn hat „Guten Tag“ gesagt.