Meinung/Kolumnen/GesMBH

Stichfrage

Herr Happel schien mit den Fragen zufrieden, was seinerzeit einer Nobilitierung gleich kam.

Karl Hohenlohe
über Ernst Happel, den Erfinder des Grantigseins

Nun jährte sich zum 20. Mal der Todestag von Ernst Happel. Herr Happel, einer der bedeutendsten Fußballtrainer der Welt, war der Erfinder des Grantigseins.

Das Bewundernswerteste an dieser Marotte war, dass man es ihm nicht übel nahm. Ich kenne sonst nur einen Menschen, dem dies in ähnlicher Art und Weise verziehen wird: Otto Schenk.

Wobei ich mir bei Herrn Schenk nicht sicher bin, ob er wirklich grantelt oder ob er es fallweise nicht nur vorgibt.Ernst Happel war in jedem Falle wirklich grantig, hatte er sich irgendwann auf diese Position zurückgezogen, war er wetterfühlig oder den Menschen nicht so zugetan, wir wissen es nicht.

In jungen Jahren durfte ich Herrn Happel zwei mal interviewen und alle Gespräche von ihm mit der Presse galten als allergrößte Herausforderung. Unser erstes Interview war von längeren Gesprächspausen geprägt und ich glaube, dass sie Herrn Happel großes Vergnügen bereiteten. Es ging ganz gut, HerrHappel schien mit den Fragen zufrieden, was seinerzeit einer Nobilitierung gleich kam.

Solchermaßen gestärkt trat ich zum zweiten Interview an, das ich diesmal etwas forscher anlegen wollte.Ungeachtet der Tatsache, dass Herr Happel schon am Anfang nicht amüsiert schien, servierte ich zu Beginn eine scherzhafte Frage, die, um es vorwegzunehmen, meine einzige blieb.

Herr Happel betrachtete mich, blickte durch mich hindurch, dann stand er ganz langsam auf und schlurfte davon.Damals war es keine Zeitungsgeschichte, heute schon.