Meinung/Kolumnen/GesMBH

Sendungsbewusst

Dann kommt die größte Hürde: die Freunde.

Karl Hohenlohe
über die Stille nach dem Applaus


Im ORF zeigte man nun Szenen aus den 50er- und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.Sternstunden des Fernsehens, für uns, die wir diese Zeit erlebt haben.Für unsere Kinder aber ist diese Epoche das, was wir mit Gotik verbinden, sie verstehen die Gebräuche nicht. Die Hausfrauen in der Werbung hatten damals ausschließlich Schürzen zu tragen, die Familienväter Aktentaschen und in der Tramway gab es an der Decke eine Schnurkonstruktion mit Lederlaschen, die, vom Schaffner in Gang gesetzt, einen Glockenton gebar.Im Zuge der Präsentation dieser Sendung kam auch der Bundespräsident zur Wort. Zuerst rief sich Heinz Fischer seine Zeit als Boogietänzer ins Gedächtnis, dann lächelte er. Früher bemühten die Romanciers in solchen Fällen die Umschreibung, „Er schwelgte in Erinnerungen“ , heute reicht ein Lächeln, um uns das Geschehene ins Bewusstsein zu rufen.

Was wird man in 50 Jahren über unsere Politiker schreiben? Dass sie etwas aufgebaut haben oder dass sie etwas Brüchiges verwalten? Dass siegemeinsam in die Zukunft schauen oder getrennt die jüngere Vergangenheit demolieren?Vielleicht wird es in 50 Jahren eine TV-Reportage über unsere Gegenwart geben und wir sehen Zank, Zwietracht und Spinnen, die über tätowierte Politikerschultern taumeln.Was die zukünftige Fernsehreportage mit der soeben ausgestrahlten in jedem Fall verbindet, ist, dass die Kinder die eigentümlichen Gebräuche ihrer Vorfahren nicht verstehen.Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at