Restposten
Von Karl Hohenlohe
Der Schal ist die Hasenpfote der Künstler
über den Schal von Elvis Presley
Zuletzt hörte man von dem Sänger Helmut Lotti und dass er einen Schal von Elvis Presley besitze.„Mit Mascara-Resten“, wie Herr Lotti betonte. Lacksplitter einer Legende.
Der Schal ist die Hasenpfote der Künstler. Ich selbst sah einmal ein seltsam großes, farbenprächtiges Exemplar aus dem Besitz von Otto Schenk, das er einst von Luciano Pavarotti geschenkt bekommen hatte, und ich kenne Abertausende, die Herrn Maximilian Schell den Schal gerne vom Hals reißen würden, aber zu feig dafür sind.
Es ist wie bei allen Reliquien, Andenken, Autografen und persönlichen Gegenständen von echten und falschen Heiligen, dass sich die Aura des ehemaligen Besitzers auf den neuen Besitzer übertragen soll. Ich darf das – in Insiderkreisen als Pileolus bekannte – kleine, weiße Käppchen von Papst Pius X. mein Eigen nennen, jeden Tag erwarte ich meine Erleuchtung, und bald sollte es so weit sein.
In jungen Jahren warfen die Tennisgötter ihre Schläger noch nach den Triumphen auf die Tribünen und die Chansonniers die benetzten Frotteehandtücher ins glückstrunkene Publikum. Igitt.
Der Schal von Herrn Presley mag Herrn Lotti beflügeln, die Elvis-Anhänger nicht. Die Nachricht, das wertvolle Stück Stoff wäre von Schminke entstellt, rückt uns den Star noch näher, unterminiert aber unseren festen Glauben, allein die Natur hätte Elvis Presley so schön gemacht.Wenn wir ihn nunmehr im Fernsehen bewundern, werden uns nicht der Hüftschwung und die Stimme begeistern, wir werden an riesige Schminktöpfe denken. Und genau darin liegt die große Gefahr von Reliquien.
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