Meinung/Kolumnen/GesMBH

Langer Atem

Als der Abend für ihn schon lang wurde, also gegen halb acht, glänzten seine Augen.

Karl Hohenlohe
über Wagner-Trenkwitz

Oft habe ich mich gefragt, woher das Agile, der Fleiß, die Atemlosigkeit von Herrn Magister Wagner-Trenkwitz kommt.

Kürzlich sah man ihn den österreichischen Musiktheaterpreis verleihen, er schreibt gleichzeitig an mehreren Büchern, wirkt an der Volksoper als Dramaturg derselben, ist frischgebackener Intendant des Sommertheaters in Haag und war gerade Juror bei der Wahl zum „Barmann des Jahres“.

Wie jeder Arbeit näherte sich Wagner-Trenkwitz auch dieser Aufgabe mit großem Ernst und noch größerer Akribie. Während die anderen Jurymitglieder an den herrlichen Mischungen nippten, konnte sich Mag. Wagner-Trenkwitz immer erst nach einigen Schlucken für seinen Favoriten entscheiden. Als der Abend für ihn schon lang wurde, also gegen halb acht, glänzten seine Augen und plötzlich quoll es aus ihm hervor.

Frei von der, in diesem Moment leicht lädierten, Leber weg, gestand Wagner-Trenkwitz, in jungen Jahren den Hang zum Barkeeperberuf gehabt zu haben, die Mischung von Flüssigkeiten habe ihn ungeheuer fasziniert. Dann gestand er eine Ersatzhandlung. Noch heute würde er allmorgendlich die verschiedensten Atemwässerchen, also Odol, Listerine, Meridol, Plax Magic und wie sie alle heißen, durcheinandermengen und wäre sehr glücklich dabei.

Das von mir eingangs beschriebene Mysterium bezüglich der Atemlosigkeit von Herrn Mag. Wagner-Trenkwitz, der nunmehr ausschließlich als seine Lufthoheit anzusprechen ist, scheint überraschend geklärt.