Meinung/Kolumnen/GesMBH

Glockenspiel

Das war jener Moment, wo mich der Schalk ritt

Karl Hohenlohe
über das Erkanntwerden und die Erkenntnis daraus

Auch als Gesellschaftsredakteur ist man fallweise vor dem Erkanntwerden nicht gefeit. Passiert es, wartet man, ob man um ein Autogramm gefragt wird. Nie.

Kürzlich war ich mit meiner Frau essen und wir beschlossen den Kauf eines Kinderfahrradsitzes. Das Schicksal war uns gnädig, denn gleich ums Eck, in der Hegelgasse, befindet sich ein hervorragendes Fachgeschäft für Fahrradbedarf.

Verehrte Leserschaft, ich möchte Sie nicht länger auf die Folter spannen, es kam, wie es kommen musste, ich wurde erkannt. Das ist vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben, ich wurde fast erkannt. Der sehr freundliche, junge Mann, der gerade vor einem Rennrad kniete und zwischendurch ein schadhaftes Pedal betrachtete, gab sich als Erkenner zu erkennen, fügte jedoch hinzu, er wüsste weder von wann noch von wo, er vermute mich in der Politik, und ob ich ihm bezüglich meines Namens nicht auf die Sprünge helfen könnte.

Das war jener Moment, wo mich der Schalk ritt ( Barbara Karlich formulierte es übrigens gestern in der Sendung so: „Da hat mich der Schelm geritten“)

Ich sah zu meiner Frau, dann zu dem jungen Mann, der das Pedal anschaute und sagte, sehr, sehr überzeugend: „Staatssekretär Kurz“.

Ehrfürchtiges Schweigen war die Antwort und wenn die Fahrräder dazu imstande gewesen wären, sie hätten geklingelt. Da löste sich der Blick des jungen Mannes vom Pedal, er blickte zu seinem Kompagnon und rief: „Der Vater vom Kurz is da.“ Ich habe den Kinderfahrradsitz trotzdem gekauft.