Meinung/Kolumnen/GesMBH

Falsches Spiel

Regietheatergiganten, schwierige Schauspieler, Provokateure, geliebte und ungeliebte Bühnenanarchisten

Karl Hohenlohe
über das Theater mit dem Theater

Die „ Kastelruther Spatzen“ Schlawiner, Tunichtgute, Erzbösewichte?Niemals.

Die volkstümliche Schlagerwelt ist und bleibt die allerletzte Bastion des Guten. Kein Schmerz, der bei der Betrachtung der Designerdirndln in die Glieder fährt, fließt in die Texte, keine Umweltverschmutzung, keine Korruption, kein Meuchelmord wird da besungen, sondern Sonne, Mond, Santa Fe und wenn gar nichts mehr geht, dann Capri.

Die volkstümlichen Schlager sind das Glykol in der Musik, das Wasserstoffblond zwischen den Noten, der Wonder­bra der Akustik, aber sie funktionieren.

Man dreht den Fernseher an, erschrickt, aber man erschrickt nicht wegen der immer gleichen Akteure, man erschrickt, weil man nach 17 Jahren plötzlich ein neues Gesicht gesehen hat.

Stefan Mross, die Schürzenjäger, die Flippers und dann da einer, der ist so was von unbekannt, die trauen sich etwas beim Fernsehen. Der Schlag ins Gesicht schmerzt nur ganz kurz, die Neuen sind die Alten im Matrosengewand.

„Die jungen Schürzenjäger“, „Die jungen fidelen Mölltaler“, „Die jungen Tenöre“, beackern den fruchtbaren Boden.Alles bärig, alles superokay und ob auf der CD der „Kastelruther Spatzen“ auch wirklich die „Kastelruther Spatzen“ singen, ist egal. Es wundert uns ja auch nicht, wenn John Wayne in seinen Filmen immer deutsch spricht und Barbara Wussow als Cornwall’sche Countess immer „Henri“ sagt.