Finanzielle Unbeschwertheit gegen den süßen Vogel Jugend

Die Laune bei der Theaterpreisverleihung kochte auf dem Höhepunkt. Ein Pantomime biss gerade meiner Freundin E unter jener Art von Schreien, die früher das Abschwingen von Lianen begleitet hatten, Löcher in die Netzstrumpfhose; ein Schauspieler, dessen Rollenangebote in der letzten Saison so schütter wie sein Haupthaar gewesen waren, motzte über einen Großbühnen-Intendanten: „Den Spielplan, den dieser Typ macht, kriege ich in der Früh beim Pinkeln hin – und da habe ich mich noch nicht einmal abgeschüttelt.“ Durch das Geschehen stolzierte ein Mega-Mime in seinen Anfangssechzigern, der eine andere Form von Preistrophäe an der Hand hielt: Ein Geschöpf mit Lorelei-Mähne, Repräsentantin einer Altersgruppe, in der Taschengeldkürzungen und die Eheschließung von Justin Timberlake zu den erschütterndsten Schicksalsschlägen gehören, also maximal 24.

Der Gaukler-Bolide konnte seinen Besitzerstolz kaum unter Kontrolle halten und zurrte seinen Arm bei jedem Boxenstopp an der Bar noch fester um Lorelei. Beim Scannen des Geschehens fanden sich noch einige solcher Paarformationen von dieser Schieflage. „Versteht man eigentlich, was diese schönen, jungen Frauen an diesen alten Säcken finden?“, fragte ich meine Begleitung. „Es ist eine Art Handelspartnerschaft, Prestige und finanzielle Unbeschwertheit gegen den süßen Vogel Jugend.“ – „Aber in absehbarer Zeit werden diese Typen eher eine Pflegerin brauchen, die ihnen das Speichelrinnsal aus der Mundecke tupft.“ – „Das ist ja das Praktische an der Jugend“, grinste der Walker, „die denken nicht an morgen, sondern leben im Hier und Jetzt.“ Als ich mir einen Drink holte, hörte ich Lorelei ihrem Boliden zuflüstern: „Bärli, nicht noch einen. Dann jammerst du mir wieder wegen deinem Magen.“Tipp: Polly-Lesung: 22. November, 19 Uhr, Thalia, Wien 1060polly.adler@kurier.at

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Polly Adlers neuer Roman "Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen"…

Der erste Polly-Adler-Roman "Venus im Koma"