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chaos DE LUXE: Tusnelda-Idiotien

Igittchen! Es ist mein letzter Geburtstag mit einem 4er davor. Nicht lustig. Dieses Outing hat auch den pädagogischen Zweck der präventiven Selbstgeißelung. Denn ich kenne nicht zu knapp Frauen, vor allem aus der brutalen Showbranche, die irgendwann auf die Pausetaste gedrückt haben, und der Weltöffentlichkeit beharrlich verklickern, dass sie immer wieder sowas wie 46 werden. Gegen solche Tusnelda-Idiotien muss man sich wappnen. Denn so jung kann man gar nicht sein, dass einem der verzweifelte Versuch, noch jünger zu wirken, nicht schnurstracks in das Tretminenfeld der Lächerlichkeit überführt. Peinlich ist aber auch die Fraktion, die gerne auch schon einmal in eine flotte weiße Bluse gehüllt, im Lotossitz (Achtung: Beweglichkeitsnachweis!) auf einem hochflorigen Kuschelteppich Platitüden wie "Ich war noch nie so sehr bei mir selbst wie jetzt"/"Mit 50 muss ich endlich niemand mehr etwas beweisen"/"Mein Botox ist die Gelassenheit" in die Aufnahmegeräte säuselt. Klar auch, dass diese Christine-Iris-Uschi-Tanten niemals, aber wirklich niemals an sich rumschnipseln lassen würden. Sieben Liter Wasser am Tag, ein paar Möhrchen zu Mittag, danach steht Dinner Cancelling auf dem Speiseplan und schon hält man sein Wohlfühlgewicht und wird zur Faltenfreiheits-Statue. Wenn sie solche Beauty-Ezzes geben, sitzen ihre Wangenimplantate wie einst die Dreiwettertaft-Frisur und in ihren Botox-versteinerten Gesichtern ist außer Gelassenheit gar kein Gefühlsnuance mehr vorhanden. Ach ja, und das lustige Schlauchboot im Gesicht ist übrigens ihr Mund. Da lobt man sich Joan Collins, 79, die zwar auch ihren Nabel bereits im Gesicht trägt, aber sich ihre Frische durch Selbstironie hält: "Wäre ich eine Flasche Rotwein, würde ich mich mit dem langweiligen Thema Altern beschäftigen."

www.pollyadler.atpolly.adler(at)kurier.at

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Kürzlich erschienen: der erste Polly-Adler-Roman "Venus im Koma"

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