Meinung/Kolumnen/Anstoss

Verräter

Über Nacht wurde Götze vom Liebling zum Verräter

Wolfgang Winheim
über den Wechsel des Dortmund-Stars nach München

Noch vor dem Schlager BayernBarca und nur kurz nach Auffliegen der Steuersünden von Bayern-Präsident Uli Hoeneß wurde der Wechsel des Dortmunder Ballgenies Mario Götze zum FC Bayern bekannt. Kann das noch Zufall sein oder sollte mit einem medialen Münchner Schachzug von der Affäre Hoeneß abgelenkt werden?

Für die Dortmunder, die am Mittwoch im zweiten Semifinal-Schlager auf Real Madrid treffen, erfolgte die Vollzugsmeldung zum ungünstigsten Zeitpunkt. Sie löste eine Welle der Empörung in Online-Foren aus. Über Nacht wurde Götze vom Liebling zum Verräter. Mehr noch als die ungewohnte Rolle kann den 20-jährigen Götze heute auch ein harter Real-Star wie Ramos kaum entnerven. Die Spanier werden sich die Hände reiben. Hinterhältiger hätte selbst Real-Trainer Mourinho einen Psycho-Krieg nicht inszenieren können.

Sogar die Transfersumme wurde schon vor dem Real-Match verraten. 37 Millionen überweisen die Münchner ins Ruhrgebiet. Damit ist Götze der teuerste, der je innerhalb der Bundesliga wechselt. Und damit werden auch Hoeneß’ Feinde vom Fiskus kräftig mitkassieren. Als Hoeneß noch als Saubermann galt, meinte er einmal im TV, „dass unsere Spieler eine Halbzeit fürs Finanzamt spielen. Deshalb spielen sie manchmal auch eine Halbzeit schlecht. Unsere Spieler zahlen 50 Prozent Steuer.“

Das Mitleid von Sportfreunden, die 100-mal weniger verdienen, wird sich in Grenzen halten.