Meinung/Kolumnen/Anstoss

Treue Teamchefs

Er steht zu seinem Stamm und ist in den Qualifikationsspielen auch nicht enttäuscht worden.

Günther Pavlovics
über Teamchef Koller

Der Schweizer Marcel Koller kann einen Hang zur Treue nicht verhehlen. Er steht auch dazu. Er begründet ihn damit, dass er nicht bei jedem Trainingslehrgang jedem Spieler seine Philosophie neu erklären muss. Er steht zu seinem Stamm und ist in den Qualifikationsspielen auch nicht enttäuscht worden. Auch wenn Spieler wie Klein oder Leitgeb bei Salzburg nur selten ein Leiberl haben. Koller lässt sie nicht fallen, weil er überzeugt ist, dass sie ihm bei der Umsetzung seiner Philosophie hilfreich sein können. Er hat Tormann Robert Almer als Reservist bei Düsseldorf die Treue gehalten – und wurde nicht enttäuscht. Er stand und steht auf Marc Janko in der schweren Zeit bei Trabzonspor. Janko dankte es ihm und erzielte gegen die Schweden ein wichtiges Tor. In dieser Einstellung ähnelt Koller seinem nächsten Gegenüber Jogi Löw. Auch der hält Spielern, die ihn nicht enttäuscht haben, die Treue. Lukas Podolski etwa war beim Klub nicht gesetzt, im Team brachte er seine Leistung. Trotzdem muss sich Löw Kritik gefallen lassen, wenn er jemanden für den Kader auslässt. Warum er denn auf Stefan Kießling verzichte, der zuletzt sein 100. Tor für Leverkusen geschossen hat? Das wird er derzeit gefragt. Und wenn Löw einmal rotiert und es funktioniert nicht, dann wird ihm das als Fehler vorgehalten. Bei der EM sei dies mit ein Grund gewesen, dass Deutschland wieder keinen großen Titel geholt habe, hieß es dann. Ein Vorwurf den Koller nicht fürchten muss. Zumindest das mit dem Verpassen des großen Titels.