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Image & Integration

Du kriegst den Jungen aus dem Getto. Aber nicht das Getto aus dem Jungen

Wolfgang Winheim
über Fußball und Integration

Helden oder Dodeln? Dieser Tage entscheiden die Kicker wieder einmal über ihr Image. Einen Mittelweg gibt es kaum noch in einer Zeit, in der Online-User giftiger als hauptberufliche Kritiker formulieren. Realisten indes werden sagen, dass es bereits ein Erfolg sei, dass Österreich zwei Spiele vor Schluss noch im WM-Rennen ist, und dass es mit Austria, Rapid und Salzburg drei heimische Vereine in Europas Gruppenphase geschafft haben.

Angesichts der Inflation an TV-Kick geht leider die Initiative „Tatort Stadion“, die sich gegen Diskriminierung im Fußball richtet, in der öffentlichen Wahrnehmung unter. Der Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Filmen und Podiumsdiskussionen schlossen sich neben Austria und Rapid auch zwei um ihre Existenz ringende Klubs an: die Vienna und der Sportklub mit seiner Friedhofstribüne. Diese Traditionsvereine dürfen nicht sterben, sie und über 50 kleinere Wiener Klubs leisten eine ganz wesentlichen Beitrag zur Integration.

Vielleicht ist unter den Zigtausend bei ihnen kickenden Kindern auch einmal einer dabei wie Zlatan Ibrahimovic. Das ist der Schweden-Bomber, der Österreich am 11. 10. im Alleingang besiegen kann; der für 15 Millionen jährlich seinen Vertrag in Paris verlängerte; und der in seiner Biografie in Anspielung auf seine triste Jugend in einem Malmöer Ausländerviertel 675.000 schwedische Buch-Käufer wissen lässt: „Du kriegst den Jungen aus dem Getto. Aber nicht das Getto aus dem Jungen.“