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In aller Treue

Der Schweizer Marcel Koller kann seinen Hang zur Treue nicht verhehlen

Günther Pavlovics
über Koller und Löw

Der Schweizer Marcel Koller kann seinen Hang zur Treue nicht verhehlen. Er steht auch dazu. Er begründet ihn damit, dass er nicht bei jedem Trainingslehrgang jedem Spieler seine Philosophie neu erklären müsse. Er steht zu seinem Stamm und ist in den Qualifikationsspielen auch nicht enttäuscht worden.

Auch wenn Spieler wie Klein oder Leitgeb bei Salzburg kaum ein Leiberl haben – Koller lässt sie nicht fallen, weil er überzeugt ist, dass sie ihm bei der Umsetzung seiner Philosophie hilfreich sein können. Er hat Tormann Almer als Reservist bei Düsseldorf die Treue gehalten – und wurde nicht enttäuscht. Er stand und steht zu Marc Janko in dessen schwerer Zeit bei Trabzonspor. Janko erzielte gegen die Schweden ein wichtiges Tor.

In dieser Einstellung ähnelt Koller seinem nächsten Gegenüber Joachim Löw. Auch der hält Spielern, die ihn nicht enttäuscht haben, die Treue. Lukas Podolski etwa war beim Klub nicht gesetzt, im Team brachte er seine Leistung. Trotzdem muss sich Löw Kritik gefallen lassen, wenn er jemanden für den Kader auslässt. Warum er denn auf Stefan Kießling verzichte, der zuletzt sein 100. Tor für Leverkusen geschossen hat?

Und wenn Löw einmal rotiert und es funktioniert nicht, dann wird ihm das als Fehler vorgehalten. Bei der EM sei dies mit ein Grund gewesen, dass Deutschland wieder keinen großen Titel geholt habe, hieß es danach.

Ein Vorwurf, den Koller nicht fürchten muss. Den mit dem Titel.