Alles anders
Von Wolfgang Winheim
Albanien. Alle sechs Qualifikationsspiele gegen den heutigen Testpartner endeten mit österreichischen Erfolgen. Alle Auswärtspartien glichen einer Zeitreise in die Vergangenheit. Albanien galt als isoliertester Flecken Europas. Dem kommunistischen Diktator Enver Hoxha waren selbst die Sowjets zu wenig rot. Man wandte sich den Chinesen zu.
Als Wacker Innsbruck 1970 das Europacup-Los nach Tirana zwang, wurden wir Reporter im Hotel während des Besuchs einer chinesischen Delegation hektisch in ein dunkles Kammerl gedrängt: Ihr sollte der Anblick westlicher Menschen erspart werden.
Wacker siegte. In Österreich erfuhren Zeitungsleser davon mit eintägiger Verspätung. Telefonieren war unmöglich gewesen.
Vor Herbert Prohaskas 50. Länderspiel am Nikolo-Tag 1978 in Tirana kamen die Gegner, denen Auslandsübertritte strengstens untersagt waren, in geflickten Trainingsanzügen zu Fuß zum Stadion. Heute kommen die Albaner als EM-Fixstarter. Und ausnahmslos als Legionäre.
Wie sich die Fußball-Zeiten ändern. Zu dieser Feststellung animieren freilich nicht nur Vergleiche mit dem letzten Jahrtausend: Vor genau einem Jahr wurde Michel Platini beim UEFA-Kongress in Wien als Europas Fußballpräsident wiedergewählt, geherzt, abgeküsst. Inzwischen ist er gesperrt. Und keiner weiß, wie der Franzose "seine" EM in Frankreich erleben darf. Doch dort haben sie im Moment ganz andere Sorgen.