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Fragwürdige Attraktion

Geboten wurde eine Attraktion, die eigentlich gar nicht stattfinden hätte dürfen.

Bernhard Hanisch
die ziemlich frostigen Verhältnisse in Österreichs Fußball-Provinz.

Auf den ersten Blick war es ein durchaus gelungener Fußball-Abend. Spannender Spielverlauf, neun Tore – was will der von Minusgraden hergebeutelte Fan noch mehr? Austria Wien gewann in der Lavanttal-Arena gegen Wolfsberg 6:3. Der Haken an der Sache: Geboten wurde eine Attraktion, die eigentlich gar nicht stattfinden hätte dürfen. Denn Schiedsrichter Alexander Harkam bat zu einer sportlichen Tätigkeit, die möglicherweise als Showeinlage im Programm von „Holiday on Ice“ großen Anklang finden würde. Niemals aber als reguläre Auseinandersetzung zweier Bundesliga-Mannschaften, die das gepflegte Fußballspiel als Berufsziel auserkoren haben.

Warum Herr Harkam unbedingt eine solch schlüpfrige Darbietung anpfeifen wollte, bleibt ein Rätsel. Zumal er sich seiner Sache gar nicht sicher war. Für mögliche Verletzungen hätte er laut ziemlich amtlich verfasster Schiedsrichter-Regel 5 im FIFA-Regelbuch jedenfalls nicht haftbar gemacht werden können.

Von bemerkenswert hoher Fairness zeugen die Aussagen der Sieger, die nun in sicherer Entfernung von der Konkurrenz an der Ligaspitze festgefroren sind und sich angesichts ihres Erfolgs einen Dreck um die äußeren Umstände hätten scheren können. Taten sie nicht. „Kriminell“ sei das gewesen, „skandalös“ ohnehin, eine „Gemeinheit“ obendrein. Das klare Bekenntnis von Spielern, die genau wissen, auf irregulärem Boden ins Glück geschlittert zu sein. Ein zusätzlicher Sympathiepunkt an Violett.

Was am Ende des Jahres 2012 viel mehr schmerzt als jede Frostbeule im Dezember, ist der Umstand, dass es in Österreichs höchster Liga noch immer nicht gelungen ist, auf jedem Platz Verhältnisse (40 Prozent der Klubs haben z. B. keine Heizung unter ihrer heimatlichen Wiese) zu schaffen, die dieser stets herbeigesehnten Erstklassigkeit auch gerecht werden. Warum? Weil sich die meisten Vereine nie sicher sein dürfen, die nächste Eiszeit überhaupt zu überleben.

bernhard.hanisch@kurier.at