Viele Supermärkte, hohe Lebensmittelpreise
Außer Streit steht: Die heimischen Landwirte produzieren 365 Tage im Jahr Lebensmittel höchster Qualität für uns alle. Und außer Streit steht: Essen ist die Grundvoraussetzung zum Leben. Es ist ein Grundbedürfnis. Wir haben derzeit genügend Essen. Erst wenn es uns fehlt, merken wir, dass es lebensnotwendig ist.
Wir müssen uns im Klaren sein: Nur die Landwirtschaft sichert das Essen für uns alle. Und um Essen zu produzieren, brauchen die Landwirtinnen und Landwirte ausreichend Boden. Denn ohne Böden keine Landwirtschaft, ohne Landwirtschaft kein Essen und ohne Essen kein Leben. Wenn ich mir aber den sorglosen Umgang mit unseren Agrarflächen bei der Verbauung anschaue, dann sehe ich die Lebensmittelversorgung à la longue in Gefahr.
Denn national haben wir als rein hausgemachtes Umweltproblem den Bodenverbrauch. Es gibt kein zweites Land in Europa, das die Böden durch Verbauung so grob fahrlässig zerstört, wie das bei uns passiert. Ein Beispiel dazu: Wir haben hierzulande die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in der Europäischen Union. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in Österreich 50 Prozent mehr Lebensmittelgeschäfte. So zählt man bei uns 60 Lebensmittelgeschäfte pro 100.000 Einwohner, während es in Deutschland nur 40 sind. Damit sind wir Europameister im negativen Sinn. Ein Ergebnis einer ungeordneten Raumordnung.
Das hat Auswirkungen auf den Lebensmittelpreis. Je mehr Märkte, je mehr Verkaufsfläche, desto teurer! Nicht umsonst zahlen die Österreicherinnen und Österreicher laut einer aktuellen Studie der Europäischen Zentralbank für Lebensmittel im Durchschnitt 14 Prozent mehr als in Deutschland.
Der Erhalt und Betrieb der Supermärkte sind gerade auch wegen der hohen Energiepreise enorme Kostenfaktoren. Diese Kosten zahlen am Ende auch die Konsumentinnen und Konsumenten.
Zudem wurde Österreich durch die großzügigen Baugenehmigungen von Supermärkten samt großflächigen Parkplätzen in den vergangenen Jahren an den Ortsrändern massiv zubetoniert und die Landschaft somit unwiederbringlich verschandelt.
Gleichzeitig führte diese Unordnung in der Raumordnung zum Aussterben vieler Ortskerne. Es ist daher höchste Zeit, diese Verfehlungen in Österreichs Bodenpolitik zu korrigieren und generell Wirtschaft neu zu denken. So gehört neben dem BIP in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auch das Natur- und Humankapital eingerechnet. Zum Wohle der Natur, zum Wohle der künftigen Generationen und – was den Lebensmittelpreis betrifft – auch zum Wohle der Konsumentinnen und Konsumenten und unserer Bäuerinnen und Bauern.
Denn Letztere bekommen von den hohen Preisen für Lebensmittel trotz harter Arbeit den geringsten Anteil.
Kurt Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung