Meinung/Gastkommentar

Die Märchengebäude der Klimaschutzbremser stürzen ein

Die Bremsung der Erderhitzung primär durch synthetische Treibstoffe (E-Fuels) und technische CO2-Abscheidung entpuppt sich immer mehr als Märchen. Ohne erhebliche Verhaltensänderungen kommen wir nicht aus.

Sicher ist es Ihnen schon aufgefallen: Die lautstarken Rufe nach langfristigem Betrieb von Auto-Verbrennermotoren mit E-Fuels sind in letzter Zeit verstummt, da nun offiziell bestätigt wurde, dass die E-Fuels-Produktion nicht einmal annähernd ausreicht, um die bescheidenen Beimischungsziele für Flugzeugtreibstoffe umzusetzen. Beginnend mit 2 Prozent Beimischung sollen bis 2050 70 Prozent der Flugzeugtreibstoffe aus E-Fuels bestehen. Wenn man bedenkt, wie es im Jahr 2050 bei derzeit bis zu 0,2 °C Temperaturanstieg pro Jahr ausschaut, erkennt man die Weltfremdheit dieser Zielsetzung.

Die Hoffnung auf technische CO2-Abscheidung aus der Atmosphäre ist seit Bundeskanzler Nehammers Besuch in Norwegen stark getrübt. Bekanntlich wurden dort die angeblich „vorbildlichen“ Versuche mit CO2-Abscheidungsanlagen aus Kostengründen wieder gestoppt, worüber bei uns aber geschwiegen wird.

Auch der generellen Klimawandelleugnung, wie die FPÖ sie betreibt, können selbst eingefleischte Wissenschafts- und Wahrheitsgegner nicht mehr folgen. Die FPÖ wird daher wohl bald auf die AfD-Linie umschwenken und die Erderhitzung nicht mehr leugnen, sondern nur die Verursachung durch die Menschen, auch wenn diese wissenschaftlich belegt ist. Ohne menschliches Zutun gäbe es in diesem Jahrtausend sogar eine leichte Abkühlungsphase. Die Erderhitzung geht aber derzeit mehr als 100-mal so schnell vor sich, als es durch natürliche Ursachen erklärbar wäre.

Falsche Informationen

Natürlich neigen viele Menschen dazu, Botschaften zu glauben, die ihnen Verhaltensänderungen ersparen und die Fortführung ihres Lebensstils ermöglichen und sie von jeder Mitschuld am Klimawandel freisprechen. Ob diese Botschaften nachprüfbar sind, spielt dabei keine Rolle. Die Verbreiter falscher Informationen müssen heutzutage auch mit keinerlei Konsequenzen rechnen, obwohl sie gigantischen Schaden anrichten.

Dabei wäre die Bremsung der Erderhitzung ganz einfach (gewesen): Die seriöse Wissenschaft weiß seit mehr als 40 Jahren, was zu tun wäre. Die empfohlenen Klimaschutzmaßnahmen würden nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch der Belebung einer zunehmend nachhaltig orientierten Wirtschaft. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wäre aus wissenschaftlicher Perspektive zwar bereits mit dem Jahr 2000 unerlässlich gewesen – jedenfalls muss dieses Ziel so rasch als möglich umgesetzt werden – derzeit geht es viel zu langsam. Auf der derzeit in Dubai stattfindenden Klimaschutzkonferenz COP28 ruhen dahingehend Hoffnungen.

Pflicht zur Nachhaltigkeit

Klar ist, dass wir sehr sparsam mit den Ressourcen umgehen und Nachhaltigkeit zu einem Pflichtprinzip der (Markt-) Wirtschaft erklären müssen. Wie gut ginge es uns, wenn das schon vor 150 Jahren selbstverständlich gewesen wäre.

Michael Praschl ist seit 1982 wissenschaftlich mit dem Klimawandel und seit 1988 beruflich mit dem Schwerpunkt „sichere und nachhaltige Mobilität“ befasst.