Meinung

Döbling plus Währing - Eine Zwangsehe

Warum darf ein Bezirk mit über 70.000 Einwohnern kein eigenes Bezirksamt haben?

Benedikt Stimmer
über die Zusammenlegung der Bezirksämter Döbling und Währing

Mit der Zusammenlegung der Magistratischen Bezirksämter Döbling und Währing demonstriert die Stadt Wien erneut, wie bürgerfern sie in Verwaltungsangelegenheiten agiert. Nach der vergangenen Bundespräsidentschaftswahl wurde die schon länger angedachte Verschmelzung nämlich zur beschlossenen Sache – zumindest auf dem Papier. Denn momentan gibt es im Amtshaus in der Martinstraße gar nicht genug Platz für die Döblinger.

Dass in Währing erst Platz frei wird, wenn das gemeinsame Standesamt für den 18. und 19. Bezirk nach Ottakring übersiedelt, macht offensichtlich, wie kurz gedacht die Verwaltungsmaßnahme ist. Dabei ist das nur der Gipfel der Ungereimtheiten: Eine gute Direktverbindung von Döbling zum neuen gemeinsamen Amtshaus gibt es nämlich auch nicht. Es kann daher kaum von einer Effizienzsteigerung gesprochen werden, wenn ein Döblinger zwecks Meldeangelegenheiten in die Martinstraße und für einen Hochzeitstermin sogar nach Ottakring fahren muss.

Dabei muss man für den Bund fürs Leben schon jetzt oft Wartezeiten in Kauf nehmen: Der Döblinger Bezirksvorsteher Tiller empfiehlt nicht selten den Gang nach Klosterneuburg oder Purkersdorf. Es ist kaum davon auszugehen, dass sich die Situation mit einem für vier Bezirke zuständigen Standesamt in Ottakring zukünftig entspannen wird. Im Endeffekt ist die ganze Verwaltungsvereinfachung also mehr Schein als Sein.

Die drängendste Frage bei alldem ist aber eine ganz simple: Warum darf ein Bezirk, der mit über 70.000 Einwohnern größer als viele Städte in den Bundesländern ist, kein eigenes Magistratisches Bezirksamt haben? Und welchen Sinn macht ein Gemeindebezirk Döbling überhaupt noch – nach der „Auslagerung“ von Baupolizei, Bezirksbürgerdienst und neuerdings auch Bezirksamt? Ein ehrliches Bemühen um Einsparungen hätte in einer kompletten Zusammenlegung der Bezirke Döbling und Währing mit der Einrichtung eines zentral gelegenen Bezirksamtes eine zwar radikale, aber zumindest konsequente Lösung erfahren können. Stattdessen macht man wieder einmal halbe Sachen.