Der nächste Einsatz wird kommen müssen
Von Armin Arbeiter
„Die Amerikaner sollten sich nicht auf eine Schlacht, sondern auf einen lang andauernden Feldzug einstellen, wie wir ihn bislang noch nicht erlebt haben“, schwor US-Präsident George Bush seine Nation im September 2001 auf den Krieg gegen das Taliban-Regime in Afghanistan ein. Fast 20 Jahre später verlassen die US-Streitkräfte und deren Verbündete das Land ohne Bedingungen, werden bis zum endgültigen Abzug noch einige Terroranschläge jener Organisation erdulden müssen, die zu besiegen sie ausgezogen waren.
Das Ende dieses Einsatzes zeigt: Das „Nation Building“, der Versuch, westliche Wertvorstellungen auf Biegen und Brechen in Länder mit anderer Kultur, anderen Werten zu übertragen, hat versagt. Das bedeutet nicht, dass auf Auslandseinsätze per se verzichtet werden sollte. „Haben wir keine anderen Probleme?“, „Was haben wir dort verloren?“ – Sätze wie diese, sowohl von Pazifisten als auch von Militaristen gesprochen, verkennen, dass die Welt zu klein geworden ist für eine Politik des Ignorierens und Einigelns.
Vor den Toren Europas
In dieser globalisierten Welt zu glauben, dass sich die Probleme in anderen Ländern schon lösen und das eigene Land nicht betreffen werden, ist naiv. Längst reicht der islamistische Terrorismus von den Philippinen bis nach Westafrika, agieren Schleppernetzwerke quer über alle Kontinente. Zahlreiche Konflikte finden vor den Toren Europas statt: Ukraine, Berg-Karabach, Syrien, Libyen. Der Libanon steht vor dem endgültigen Zusammenbruch, auch dort ist mit Instabilität zu rechnen, die auch Europa betreffen wird. Auslandseinsätze können dabei helfen, diese Stabilität zu bewahren.
Doch dazu werden neue Konzepte notwendig sein. Einerseits eine erhöhte Sensibilität für Religion, gesellschaftliche Strukturen und Kulturen. Andererseits braucht es auch klare Bedingungen und Konsequenzen, wenn geforderte Maßnahmen nicht umgesetzt werden.
Wie viele Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe im Korruptionssumpf versickert sind, will man sich nicht ansatzweise vorstellen. Auch nicht, wie viele Raketen mit US-Geld gekauft wurden, um sie gegen US-Basen zu richten, US-Soldaten zu töten. Nun kehren sie heim, hinterlassen ein Land, das bald wieder von jenen beherrscht werden dürfte, die sie bezwingen wollten. Und dennoch werden sich die Generäle allerorts überlegen müssen, wie sie den nächsten Einsatz besser machen. Denn dieser wird mit Sicherheit kommen.