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Ja zu (deutlich) höheren Politiker-Gagen

Nur so könnten High Performer gewonnen werden

Michael Hufnagl
über die Neidgesellschaft

Das war ja klar. Kaum regt sich der Gedanke einer Gagenerhöhung für österreichische Politiker, zeigt sich die Neidgesellschaft von ihrer anschaulichsten Seite. Der vor allem hierzulande typische Reflex: Na sicher nicht.

In der " Kronen Zeitung" ergab eine Spontanumfrage, dass 95,4 Prozent der Bevölkerung einem Gehaltsplus von 1,8 Prozent ablehnend gegenüber stehen. Eh klar. Vier Jahre lang hatten die Politiker Nulllohnrunden zelebriert, um in einer Zeit wirtschaftlicher Tristesse Signale zu setzen. Ein Populismus, der freilich als Selbstverständlichkeit und nicht als dankenswerte Initiative betrachtet wird.

Jetzt wagen sich die Politiker wieder einmal vorsichtig in die Offensive, um dafür prompt gewatscht zu werden. So stand zu lesen, ob es nicht angemessener sei, "die Politgagen für so manche Versager zu kürzen." Auf die Bezeichnung "G`stopfte Gfraster" wurde immerhin verzichtet.

Visionäre Geister benötigt

Dabei handelt es bei Politikern um die Manager der Republik, also des größten und wichtigsten Wirtschaftbetriebs des Landes. In einer Gehaltsrangliste jedoch spielen sie im Vergleich zu anderen bedeutenden (nationalen wie internationalen) Unternehmen bestenfalls in der zweiten Liga. Um bei diesem Bild zu bleiben: Jeder gehobene österreichische Fußball-Bundesligaprofi kassiert mehr als ein Minister dieses Staates - so lächerlich er sich auch in einem europäischen Cup machen mag.

Dabei beißt sich die Katze wieder einmal in den Schwanz. Denn einerseits wird permanent über die schwache Performance der Politiker gejammert, andererseits sollen sie dafür natürlich möglichst wenig Geld verdienen. Was als Absurdität zur Folge hat oder hätte: Die Ambitionen, Politiker zu werden, bleiben mehr denn je schwachen Kräften oder hoffnungslosen Idealisten überlassen. Dabei bräuchte es doch genau das Gegenteil. Die Politik benötigt kluge Köpfe, visionäre Geister, qualitative Reformer.

Aber welche Top-Manager sollen sich diesen mühsame Job antun, wenn sie in einer Firma ein Vielfaches verdienen können?

Daher plädiere ich für eine Erhöhung. Und zwar nicht um 1,8 Prozent, sondern um deutlich mehr, inklusive neidlose Anerkennung. Vor allem an der Spitze der Polit-Pyramide. Nur so scheint es aus meiner Sicht möglich, Anreize für das harte und meistens unbedankte Geschäft einer politischen Karriere zu schaffen. Nur so könnten High Performer gewonnen werden. Nur so dürften wir von einer Investition in die Zukunft sprechen.

Das sollte uns das Land wert sein.