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Frauen-Fußball: Es war einmal in Wien 21

Am Spielfeldrand bierbäuchige Männer, die hinter einem Bierbecher und einer Zigarette standen, und sich über die Akteurinnen mokierten

Mag. Uwe Mauch
über Frauen-Fußball

Blog Nr. 1184: Am Tag, an dem in Utrecht die Frauen-Fußball-EM eröffnet wird, radle ich beim Sportplatz des USC Landhaus vorbei. Die beiden Fußballfelder erstrecken sich zwischen der Jochbergen- und der Dragoungasse in Jedlersdorf, einem alten Bezirksteil von Floridsdorf. Es ist ruhig an diesem Vormittag, und ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Gerhard Traxler, der damals in der Druckerei des Wiener Stadtschulrats beschäftigt war und laut Landhaus-Homepage heute noch den Obmann der Frauen-Fußball-Sektion macht.

Belächelt, ausgelacht, beschimpft

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Herr Traxler lud mich damals ein, es war Ende der 1980er-Jahre und ich war schon Journalist, ein Spiel seiner Frauen auf dem Landhaus-Platz anzusehen. Was ich gesehen habe, war nicht schön: am Spielfeldrand bierbäuchige Männer, die hinter einem Bierbecher und einer Zigarette standen, und sich über die Akteurinnen mokierten, weit unterhalb der Gürtellinie. Trauriger stimmte mich nur das, was der Obmann nach dem Spiel erzählt hat: dass er beim Österreichischen Fußballbund nicht wirklich ernst genommen wird. In gesellschaftspolitischen Fragen war dieses Land schon öfters ein hinterher hinkendes ...

Der Serienmeister aus Floridsdorf

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Der Fußballplatz in Jedlersdorf hat sich seinen Vorstadtcharme bewahrt, der Verein blieb seiner Linie treu. USC Landhaus, bereits im Jahr 1968 gegründet, war über viele Jahre hin der Serienmeister in der österreichischen Frauen-Bundesliga. Dann kamen andere, die Vereine aus Neulengbach und aus dem Umfeld der Landeshauptstadt Sankt Pölten. Sie fanden mehr Gehör beim Fußballbund. Und siehe da, die gemeinsame Arbeit begann langsam zu fruchten. Für die EURO in den Niederlanden sind die Fußballerinnen des ÖFB zum ersten Mal qualifiziert. Ein Achtungserfolg!

Tribute to Traxler: Er war seiner Zeit voraus

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Noch ein letzter Blick auf das Hauptspielfeld. Das A-Team von Landhaus spielt noch immer in der österreichischen Bundesliga, hat die abgelaufene Saison auf dem vierten Platz abgeschlossen und gilt weiterhin als Talenteschmiede. Talentiert waren hier schon in den 1980er-Jahren einige. Doch es gab damals weder Männer noch Frauen mit einer gediegenen Trainerausbildung, die ihnen wirklich weiter helfen konnten. Davon träumte Gerhard Traxler laut, doch es gab weder Männer noch Frauen, die seinen Ideen etwas abgewinnen konnten.