KHL Medveščak: Eishockey in Mitteleuropa
Von Uwe Mauch
Anders als beim Fußball sind unschöne nationalistische Gesten verpönt.
über KHL Medveščak Zagreb
Blog Nr. 2008: Eiszeit zwischen den Jahren: Der Zagreber Geschäftsmann mit österreichischem Pass, Michael Markota, lud mich im Anschluss an ein Interview ein, mit ihm ein Spiel des Eishockeyvereins KHL Medveščak Zagreb live anzusehen. Markota, als Bub Tormann beim KAC in Klagenfurt, führt in der kroatischen Hauptstadt ein erfolgreiches Logistik-Unternehmen mit fast 2000 Mitarbeitern und gediegenem Wachstum. Er engagiert sich auch als Mäzen für Sport, Kultur und Soziales.
Es ging also gegen die Grazer 99ers, und der Abend im Dom sportova sollte reich an Überraschungen werden. Zunächst: die Fans aus der Steiermark wurden herzlich willkommen geheißen, unter anderem mit Eintrittskarten um gerade einmal 4 Euro und Freibier. Dann: die Sporthalle, an sich ein Relikt aus dem Realsozialismus, spielt technisch alle Stückerln: gutes Licht, guter Ton, gute Fernsehbilder. Zur guten Stimmung tragen aber auch die Zagreber Eishockeyfans bei. Anders als beim Fußball sind unschöne nationalistische Gesten verpönt. Und anders als etwa die Caps in Wien wird Medveščak von einem kleinen Team an Enthusiasten geführt. Der Präsident sitzt während des Spiels hemdsärmelig auf einer Stiege, im VIP-Club gibt es in der ersten Drittelpause geniale Käsekrainer.
Zagreb gewinnt gegen Graz mit 3 : 1 (und um den Jahreswechsel gleich zwei Mal gegen den KAC) – und ist nach einem kurzen Gastspiel in der russischen (KHL Kontinental Hockey League) eine Bereicherung für die mitteleuropäische Eishockey-Liga, dieEBEL. Die Grazer Spieler und Fans, mit zwei Bussen angereist, sind übrigens noch vor Mitternacht wieder zu Hause. So friedlich kann Europa sein.