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Welt-Reise, Tag 42 - Thailand

Gummi aus Thailand

Heute Ausflug in den Süden von Thailand. Das moderne Flugzeug der asiatischen Billig-Airline benötigt eineinhalb Stunden nach Hat Yai, einer Provinzstadt, die an der alten Bahnlinie nach Malaysia liegt. Der Zug fährt allerdings hier außer Konkurrenz: Von Bangkok nach Hat Yai benötigt er laut Fahrplan mehr als zwölf Stunden. Hat Yai ist ein über die Grenzen Thailand hinaus bekanntes Zentrum für die Gummi-Produktion. Egal ob Babyschnuller, Arbeitshandschuhe oder Kondome - der Rohstoff dafür, Kautschuk, kommt von den riesigen Baumplantagen aus dieser Grenzregion. Einen Teil der Kondome benötigen die Hat Yaier quasi für den Eigenbedarf. Besser gesagt für ihre Gäste, die Sextouristen aus Malaysia, die hier am Wochenende zu Tausenden einschwärmen und dabei die strenge Lehre von Alah zu Hause lassen. Die Grenze ist nur etwa 50 km entfernt. Auch in Hat Yai gibt es viele Moscheen. Die meisten der 300.000 Einwohner sind - so wie ihre Nachbarn - Moslems. Auffallend: Das friedliche Nebeneinander der Religionen, im Gegensatz zu anderen Provinzen im Süden, wo es regelmäßig Krawalle und leider auch Tote gibt. Auch die Armen scheinen hier mit den Reichen kein Problem zu haben. So hausen neben der ansehnlichen Residenz des Bürgermeisters Menschen in windschiefen Hütten, die bei jedem heftigeren Regen weggeschwemmt werden können. Auf einem Parkplatz ein Stück weiter stehen völlig ramponierte Autos, an deren Sitzen noch das Blut ihrer Unglücksfahrer klebt. Zur Abschreckung für Temposünder. Verkehrserziehung auf die harte Tour. Die Straßen-Hunde schieben in Hat Yai hingegen eine ruhige Kugel. Gut, sie können hier jederzeit eine Cobra wütend machen, aber von den Menschen droht ihnen keine Gefahr. Wer weiß, ob man nicht indirekt verwandt ist ... Der Süden lebt vom Gummi. Viele junge Leute werden im Latex Research Institute in Hat Yai, aber auch an der Universität in Bangkok zu Experten ausgebildet. Die Milch des Kautschukbaums ist ein Rohprodukt. Und nur wer sie eingehend studiert hat, kann mit ihr ertragreich arbeiten. Der Baum kann 25 Jahre lang geerntet werden, dann findet sein Holz - als Zweitverwertung sozusagen - noch für die Möbelproduktion Verwendung. Gegen zwei Uhr in der Früh, wenn die Temperaturen endlich unter 25 Grad gehen, geht der Plantagenbesitzer ins Holz. Und ritzt die Rinde der Gummi gebenden Bäume an. Nur wenig später folgt ihm seine Frau. Um das milchige Baumharz, das in einen Auffangbecher rinnt, einzuholen.

Gummihandschuhe für die Welt!

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Diese Geschichte klingt fast wie ein Märchen: Sie handelt von Werner Gostner. Der hat sich mit einem Ferialjob bei den olympischen Spielen 1976 in seiner Heimatstadt Innsbruck, lange ist's her, seine erste Thailand-Reise finanziert. Er kam damals als Rucksack-Tourist, und ist heute ein Fabrikant mit 700 Mitarbeitern. In seinem Werk in der Nähe des Flughafens produziert er pro Jahr 1,2 Milliarden Gummihandschuhe. Gostner kann es selbst gar nicht glauben. Er hat eigentlich Wirtschaft in Innsbruck studiert. Und er hätte sicher die private Detektei vom Vater übernehmen können. "Ich bin eigentlich ohne Geld nach Thailand gekommen." Doch er hatte von Start weg Erfolg, als Berater von Firmen in Bangkok, später auch als Einkäufer für den österreichischen Sparkassenverlag. Der Erfolg hinderte ihn, zurück zu gehen. Und als die Welt im Kampf gegen Aids Schutz-Handschuhe brauchte, da hat er ihr einfach welche verkauft. Um sie später auch selbst zu produzieren. Zwischenzeitlich hat er sogar drei Fabriken gleichzeitig besessen, davon eine in Bangkok. Dass er einmal Handschuhe für die Spitäler und Haushalte Europas und der USA produzieren wird? "Hätte ich mir nie gedacht", erklärt Fabrikant Gostner. "Lange Zeit meines Lebens habe ich mit Latex maximal Kondome verbunden." Doch auch in diesem engen Segment muss man mit der Zeit gehen: "Der Markt hat sich in den vergangenen fünf Jahren gedreht." Hatte er zuvor rein für den medizinischen Bereich produziert, ist die Nachfrage in diesem Segment inzwischen stark rückläufig: "Die Spitäler werden immer knausriger." Dafür entwickelt sich das Geschäft mit den privaten Haushalten immer besser. Weil sich niemand mehr die Finger schmutzig machen möchte. Ein Teil der Handschuhe wird übrigens gefärbt. Bunte Latex-Modelle sind quasi der letzte Schrei. Die schwarzen gehen an Tattoo-Studios und Sex-Shops, die blauen an Fleisch verarbeitende Betriebe. Damit der Hygieneartikel nicht mit faschiert wird. Den Vorteil für Exporteure in Thailand beschreibt der Alleinbesitzer so: "Sie lassen dich hier in Ruhe arbeiten. Abgesehen von den international üblichen Auflagen habe ich hier freie Hand. In den 35 Jahren, in denen ich nun in Thailand bin, hat sich der Staat nie in meine Arbeit eingemischt." Gostner zahlt seinen Arbeitern 4,50 € pro Stunde. "Einen Thai bekommt man nicht mehr dafür." Seine Gastarbeiter kommen vor allem aus Myanmar, dem früheren Burma. Nicht nur die Bezahlung, auch die Arbeitsmoral sei eine andere als in Österreich: "Ich muss schon dahinter stehen, sonst verliert das Werk schnell die Kontrolle." Die Thais wären auch nicht unbedingt Weltmeister im Verantwortung-Übernehmen.

Schnuller für die Welt!

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Dass das österreichische Bundesheer nicht vom Fleck kommt, zeigt sich sogar in Thailand: Da bildet es in der Militärakademie in Wiener Neustadt wirklich talentierte und sehr engagierte Soldaten aus, und dann lässt es diese Männer leichtsinnig in die Privatwirtschaft abwandern. Nur weil die sich kein X für ein Y vormachen lassen. Markus Giefing war nach seiner Ausbildung Jagdkämpfer, Panzer-Kompanie-Kommandant und Friedenssoldat auf dem Golan. Mit 30 hat er dann jedoch lieber den Ingenieur auf dem TGM in der Wiener Wexstraße gemacht. Seither arbeitet er für Mam, ein in Wien gegründetes Unternehmen, das mit seinen innovativen Baby-Artikel weltweit erfolgreich ist. Der Kunststofftechniker aus Sieggraben, Bezirk Mattersburg, ist seit nunmehr 18 Jahren mit der Babyschnullerentwicklung beschäftigt. Und heuer werden es auch schon wieder zehn Jahre, dass er für die Mam in Thailand deren Schnullererzeugung vorantreibt. Der hiesige Geschäftsführer relativiert sofort: "Wir haben das hier alles miteinander in die Höhe gestemmt." Die Firma, für die er arbeitet, ist bekannt für Schnuller, die nicht nur formschön (aus der Sicht der Eltern), sondern auch kieferfreundlich (fürs Kind) sind. Die Mam gewinnt in Thailand jedes Jahr Preise für Mitarbeiter-Motivation, Weiterbildung und ihr Sozialservice. Was die Thais an den Österreichern schätzen: "Dass wir ihnen eine sichere Arbeit geben." Für die Mitarbeiter hat man einen Kindergarten gebaut. Eine Selbstverständlichkeit für Markus Giefing, der wie sein Landsmann Werner Gostner im Süden von Thailand nicht nur beruflich Erfolg hat. Der sich hier inzwischen auch beinahe schon zu Hause fühlt.

Liebe Anna, liebe Nina!

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Hiermit sei euch verraten: Euer Papa telefoniert nicht nur jeden Tag mit euch, er redet auch sehr schön über euch, wenn ihr das nicht hören könnt. Denn euer Papa ist sehr stolz auf seine beiden, wie er sagt, "Spotzeln". Und manchmal ist er auch ganz schön traurig, dass er euch nicht in seine Arme nehmen kann. Im Moment geht es wieder ein bisserl besser. Er freut sich jetzt schon auf eure Semesterferien. Rechtzeitig wird er sich übermorgen wieder ins Flugzeug setzen. Damit er euch am Freitag von der Schule abholen kann. Und dann will er ja mit euch Skifahren gehen. Gerne würde er jeden Tag mit euch etwas unternehmen. Aber seine Arbeit hier in Thailand lässt das im Moment leider nicht zu. Was ihr daher unbedingt wissen sollt: Euer Papa ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, er ist auch einer, den die Menschen gut leiden können. Alle hier mögen ihn. Ihr könnt also weiterhin sehr stolz auf ihn sein!

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.