Tja, liebe Briten, dann geht doch!
Von Caecilia Smekal
Liebe Briten, dann geht doch! Der Ämelkanal ist manchmal breiter als ein Ozean.
über die Brexit-Debatte
Nein, liebe Briten, natürlich sollt ihr bleiben! Die EU kann sich ihr territoriales Ausbluten nicht leisten. Es wäre für alle besser, eine vernünftige Lösung zu suchen anstatt einander „Farewell“ zuzuprosten. Doch das ewige Erpressertum kann sich die EU noch viel weniger leisten. Ob Euro, Schengen, Transaktionssteuer oder Briten-Rabatt: Die Insel blockiert und handelt sich Extrawürste raus.
Dieses Mal könnte der Schuss aber nach hinten losgehen: Dass sich der planlos-panische Premier David Cameron aus Angst vor der nationalistischen UKIP in ein „Brexit“-Referendum hat treiben lassen, kann London noch teuer zu stehen kommen. Der Regierungschef versprach den Briten, ein Plebiszit abhalten zu lassen – man muss ihn dazu nur wiederwählen. Ein hohes Risiko für einen allzu billigen Deal.
Was er damit – neben einem Wahlerfolg - erreichen will: Neue Verhandlungen über Vorteile für Großbritannien. Das bedeutet aber auch: Die Kosten trägt einmal mehr unser aller Gemeinwohl. Solidarität? Für die Insel kaum je eine Existenzberechtigung der Europäischen Union. Das großartige Britannien hat die EU seit jeher als Selbstbedienungsladen gesehen.
Wer ist abgeschnitten?
Im Gegensatz dazu die Griechen. Egal, was man ihnen vorwerfen kann – Tollpatschigkeit, mangelndes Kommunikationstalent, Provokationen. Sie hätten auch nie Mitglied der Währungsunion werden dürfen. Ja, man kann ihnen sogar vorwerfen, links zu sein (hui!) – man kann aber nicht sagen, dass sie sich nicht abgestrampelt hätten, nun Teil des großen Projekts zu bleiben. Sie bekennen sich zu Europa und zur Union. Und sie können weiterhin die Geschicke des Kontinents mitbestimmen – weil sie Teil davon sind.
Die Briten hingegen sagen: Ja, wir können schon Europäer bleiben, wenn ihr nach unserer Pfeife tanzt. Wenn nicht, dann ist das arme Festland eben wieder von unserer Insel abgeschnitten.
So verhandelt man nicht mit Freunden und Partnern, man kann nicht immer nur sein „Money back“ verlangen und Bedingungen abpressen. Manchmal muss man kollektiv handeln.
Eine Studie nach der anderen kommt heraus, die beweisen soll, dass die Briten entweder glänzend von einem Brexit profitieren - oder einen Finanzschock erleiden würden. Durch ein Freihandelsabkommen, durch aggressive Deregulierung könnte das Pfund sprudeln. Doch genau dafür müsste dann wohl auch der Arbeitsmarkt geöffnet werden – der Graus schlechthin für die britischen EU-Skeptiker. Die klassische Zwickmühle – doch ob man sich dessen angesichts der billigen Versprechen und der Wahlkampfpropaganda gewahr ist?
Mancher Engländer hängt aber der Nostalgie nach, noch immer Herrscher über die Weltmeere zu sein. Dass sich London nach dem mühsam erreichten Deal über weitere Griechenland-Hilfen erst einmal reflexartig aus der Affäre ziehen wollte, zeigt aber, dass für Großbritannien der Ärmelkanal manchmal immer noch breiter ist als ein Ozean.
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