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Mit Hängen und Jürgen

Die Zehe der Nation, der Rücken der Nation, der Ellbogen der Nation und jetzt die Hüfte der Nation. Schmerzende Körperteile, die zu Jürgen Melzer gehören, sind schon ein nationales Anliegen. 

Naja, gar so übertreiben braucht man nicht. Diese von manchen Zeitungen verliehenen Namen für Leibesteile zeugen aber von der Bedeutung von Jürgen Melzer für den österreichischen Tennissport. Denn: Selbst wenn Melzer verliert und oder verletzt ausfällt, wird dies eher ein Platzerl in den Medien finden, als ein Zweitrundensieg einer Nummer 516 bei einem Future in Drösiedl oder Bangladesch

Dennoch tut sich Melzer nichts Gutes, wenn er ab Sonntag bei den French Open in Paris die Fahnen  für Österreich hochhält. Im Dezember sagte er mir auf das abgelaufene Jahr zurückblickend, dass es sein größter Fehler war, trotz Rückenleidens in Paris zu spielen. Und jetzt wiederholt sich das schmerzhafte Schauspiel: Melzer will trotz Hüftprobleme in Roland Garros starten und nimmt dabei in Kauf, dass sich das Leiden verschlimmert. Nicht g`scheit angesichts der Tatsache, dass zwei Wochen nach Paris bereits Wimbledon vor der Tür steht und einen Monat später das Olympische Turnier, das ebenfalls auf dem heiligen Rasen gespielt wird.

Freilich werden viele Optimisten sagen, ausgerechnet mit einer Zehenverletzung marschierte Melzer im Februar auf leisen Sohlen zum Titel in Memphis. Nur: Die Hüfte ist dennoch ein äußerst sensibler Bereich.

Ein fitter Melzer wäre besser, als einer, der überall spielt und überall schlecht spielt, weil er nicht 100 Prozent geben kann. Und: Eine Hüftverletzung ist trotzdem noch kein Beinbruch. Schlimmer hat es eben den Schweden Robin Söderling erwischt, der seit fast einem Jahr ausfällt, da ihn das Pfeiffer`sche Drüsenfieber plagt. Laut Informationen aus der Szene ist nun auch der Amerikaner Mardy Fish daran erkrankt.

Deshalb: Pfeif auf Paris, Jürgen! Du wirst noch mehr Gelegenheiten haben, um dein Potenzial auszuspielen. Vorausgesetzt du bist fit!