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Elf Jahre ohne Hängen und Jürgen

Es gibt nur wenige Spieler, die sich solange in den Top 100 hielten.

Harald Ottawa
über das Phänomen Melzer

Gute Spieler ergeben noch keine Topmannschaft. So kann die Erkenntnis der österreichischen Leistungen in diesem Jahr ausfallen.

Dominic Thiem zeigte in der Wiener Stadthalle, wohin der Weg führen könnte. Alexander Peya zählt im Doppel zu den vier Besten weltweit, dennoch stieg Österreich erstmals seit 2009 wieder ab. In den Niederlanden allerdings waren beide nicht dabei. Sowohl Thiem als auch Peya bekundeten aber ihr Interesse, im April in der Europa-Afrika-Zone wieder ihre Schlägerköpfe hinzuhalten – schließlich sollen die Österreicher 2015 wieder ganz oben mitspielen.

Spieler der Saison war dennoch einmal mehr Jürgen Melzer, der im Einzel heuer sein zweitbestes Jahr seiner Karriere hatte. Auch, wenn (teilweise verletzungsbedingt) viele Erstrunden-Niederlagen dabei waren, aber in Miami (Viertelfinale), Wimbledon (Achtelfinale) und Winston-Salem (Turniersieg) zeigte er zwischendurch immer wieder auf, dass er das Talent für Großtaten hat. Und die Ausdauer. Es gibt nur wenige Spieler, die sich solange in den Top 100 hielten. Seit April 2003 stand er nur eine Woche nicht in den Top 100 – das war im Mai 2008.

Seit 2002 war er am Jahresende immer unter den Top 100, mit 28 Teilnahmen ist er darüber hinaus Österreichs Rekordhalter im Daviscup-Team, für das er weiterhin spielen wird. Ob Markus Hipfl der richtige Trainer ist, wird sich weisen, unter ehemaligen Profis teilen sich die Meinungen.

Eines ist allerdings gewiss: Jürgen Melzer wird auch weiterhin in den Medien wieder so viel Platz beanspruchen wie Sylvie van der Vaart (Wo war ihre Leistung?) in Deutschland. Egal, mit welchen Schlagzeilen. Zumeist polarisiert der beste Deutsch-Wagramer, nicht alle schätzen seine Verdienste. Aber (oder gerade deshalb) ist die rot-weiß-rote Tennislandschaft ohne Melzer (noch) nicht vorstellbar.

Zukunft

Aber Thiem steht bereits in den Startlöchern, besitzt ein Toptrainerteam mit Bresnik/Resnik und einen Vater, der für seinen Sohn viel geopfert hat. Ohne perfektes Umfeld ist eine Karriere nicht möglich. Mittlerweile bekam das Team Thiem auch vom Verband Geld, mit der Firma Simacek wurde auch ein lukrativer Sponsor gefunden. Ohne das Engagement von Gönner Christian Worsch wäre Österreichs Tennis-Landschaft ein Stück ärmer.

Aber spielen müssen Melzer & Co. selbst.