Zu klein fürs große Ganze
Von Karl Oberascher
Konstanz ist eben zu klein für das große Ganze.
über den Tatort vom Bodensee.
Zuerst der "Wolf of Wall Street" und jetzt der " Tatort" vom Bodensee. Wie das zusammenpasst? Hier wie da wird mächtig viel Sekt geschlürft und Geld spielt außer der Haupt- keine Rolle. Oder: Hier wie da wird eine ungesunde - im Tatort (naturgemäß) sogar sehr ungesunde - und lebensverachtende Vergnügungssucht an den Tag gelegt.
Der Unterschied: Die in "The Wolf of Wall Street" erzählte Geschichte von Jordan Belfort, der viel zu jung viel zu leicht an viel zu viel Geld kam, steht auch für das große Ganze. Dafür, was an der Wall Street falsch läuft. Auch beim "Tatort" bekommt man normalerweise den erhobenen Problematisierungsfinger gleich mitgezeigt. Der gestrige Tatort schaffte das jedoch nie. Dafür ist Konstanz offenbar zu klein.
Die Geschichte von der großen Schwester, die den vermeintlichen Selbstmord ihres Bruders - er hatte Pech und sich beim russischen Roulette eine Kugel in den Kopf gejagt - rächen will, war da einfach zu abstrus. Dass die Clique, die ihren Bruder dazu getrieben hat, aus einem Angeber - früher hätte man wohl Yuppie gesagt - einem tief gefallenen EX-Castingshow-Kandidaten und einer neureichen Modeboutique-Besitzerin bestand, tat ihr Übriges. Zu viel Klischee, zu wenig Überraschung.
Beide Filme hätte es so vor allzu langer Zeit wohl noch nicht gegeben. Vielleicht gehen Kino und TV jetzt entspannter mit der Finanzkrise, ihren Ursprüngen und Auswirkungen, um; können in der Überzeichnung schon wieder darüber lachen? Blöd nur, wenn die Komik eine unfreiwillige ist. Auf der Suche nach dem großen Ganzen stand die High Society vom Bodensee jedenfalls ziemlich verlassen da. Übrig blieb die pure Langeweile. Für den Zuseher.
Übrigens: Als Ergänzung empfahl sich (zumindest gestern), parallel zum Tatort auch einen Blick auf sein Smartphone zu werfen. Twitter kann aus einem recht bescheidenen Krimierlebnis doch tatsächlich einen unterhaltsamen Abend machen. Oder wären Sie zum Beispiel auf die Idee gekommen, dass Kommissar Kai Perlmann (der einzige Lichtblick gestern: Sebastian Bezzel) aussieht, wie Manuel Neuer? Eben.
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