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Alte ORF-Reportagen: Messerscharf und liebevoll

Die Geschichten liegen auf der Straße.

Anna Gasteiger
über "Panorama"

Ein ausgesprochen hübsches Fernsehformat versteckt sich am frühen Sonntagnachmittag, zu einem Zeitpunkt also, an dem ein Großteil der Bevölkerung entweder Schnitzel verdaut oder Rausch ausschläft: "Panorama". Darin kommen Reportagen aus dem ORF-Archiv zu neuen Ehren. Diese Woche lautete das Motto "Von freiwilligen Vagabunden" und man sah zuerst einen Wanderschäfer, der 2006 durch die Lande zog und jiddische Lieder sang.

Dann ein Beitrag aus dem Jahr 1982, in dem der Märchenerzähler Folge Tegetthoff porträtiert wurde: großartig! Die Kinder mit den Pilzfrisuren und spitzen Hemdkrägen. Die geschliffene Sprache. Tegetthof sei "mit jenem Charme ausgestattet, der es leicht macht, die Herzen anderer zu öffnen," heißt es etwa an einer Stelle.

Jetzt kann man natürlich sagen, olle Kamellen, ich schau lieber schwangere Teenager auf ATV. Wogegen auch nichts spricht. Aber "Panorama" zeigt erstens, wie wichtig das Fernsehen als Zeitzeuge ist. Und zweitens, wie sehr es dabei auf Qualität ankommt - nur die sorgfältige Beobachtung hat Bestand. Die messerscharfe Analyse. Der trotzdem liebevolle Blick.

Liebe Fernsehsender: haltet die Kamera drauf, haltet die Kamera drauf, haltet die Kamera drauf! Die Geschichten liegen auf der Straße und wollen erzählt werden. Und sei es nur, damit die Erwachsenen von morgen über die Haarmode von heute schmunzeln können.

FAZIT: Ein spannender Blick in die Vergangenheit.

INFO: "Panorama", Sonntag um 13.05 auf ORF 2.

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