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Serbien: TV-Sender strahlten aus Protest kein Programm aus

Punkt Mitternacht war es so weit. Die serbischen TV-Sender N1 und Nova S unterbrachen die Ausstrahlung ihres Programms. Stattdessen ist auf beiden Sendern, die der United-Media-Gruppe angehören, eine Botschaft in weißer Schrift vor dem schwarzen Hintergrund zu sehen: "Finsternis in Serbien ohne freie Medien" zu sehen. 

Dieselbe Botschaft war auch sowohl auf den Nachrichtenportalen bzw. Social-Media-Profilen dieser Sender ersichtlich. Zunächst gab es keine Erklärung dafür, warum die beiden Sender die Ausstrahlung ihres Programms für einen ganzen Tag unterbrochen haben. Dann trat der Programmverantwortliche Igor Božić in der N1-Morgensendung "Novi dan" auf und lüftete das Geheimnis. 

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Warnung vor einem düsteren Szenario

Man wollte sich mit den Kollegen von Nova solidarisieren, die um eine Frequenz kämpfen, erklärte Božić. Man wollte den Zuschauern einen Streich spielen, in dem man ihnen nicht im Voraus erklärt habe, warum das Programm unterbrochen wurde. Das alles sei geschehen, um die Leute glauben zu lassen, dass die beiden TV-Sender nicht mehr im Kabelnetz seien. "Dieses ganze Spiel, bei dem die Regierung ständig darauf beharrt, dass es immer nur um die Interessen der Eigentümer und nicht die Interessen des freien Journalismus geht ... In unserem Interesse ist es, dass wir möglichst in ganz Serbien zu sehen sind. Unser Interesse ist es, Informationen zu hören, die nicht aus einem Zentrum dirigiert werden", sagte Božić. 

Hinter dem drastischen Schachzug stecke die Absicht, die Zuseher in eine Realität zu versetzen, zu der es leicht kommen kann, wenn die Öffentlichkeit weiterhin davor die Augen schließt. "Angesichts all des Drucks, den wir haben, von der Herabwürdigung und Beleidigung von Journalisten bis hin zu Angriffen auf die Medien durch Finanzinstrumente, um irgendjemanden daran zu hindern, uns in irgendeiner Weise zu senden … Es wird systematisch daran gearbeitet, uns vom Markt zu verdrängen, weil wir für die Regierung ein Dorn im Auge sind. Bei uns gibt es eben keine verbotenen Themen".

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Unterstützung von der Opposition

Laut der Journalistin des Senders Nova S Jelena Obućina wurde das Publikum mit der Einstellung des Programms auf die harte Probe gestellt: Entweder man sehe sich Big Brother oder russische Propaganda an. "Ich denke, die Zuseher haben sehr gut verstanden, wie schrecklich es wäre, würde es wie in den vergangenen 24 Stunden weitergehen", sagte Obućina gegenüber N1.

Durch systematischen Druck seitens der Regierung seit der Sendergründung vor acht Jahren wäre man an diesen Punkt angelangt. "Was mich beunruhigt, ist die Tatsache, dass die Zuseher zunehmend das glauben, was ihnen die Regierung ständig vorgaukelt: Dass wir die Kehrseite der Medaille seien", sagte Obučina.

Übrigens, die Aktion wurde im serbischen Parlament von Mitgliedern der Opposition unterstützt. Zu Beginn der Sitzung standen sie auf und hielten Papierblätter mit der Aufschrift "Finsternis in Serbien ohne freie Medien" hoch.