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Vergiftungen in Kroatien: War die Panik umsonst?

Der vermeintliche "Vergiftungsskandal" in Kroatien ist womöglich doch keiner. Denn die durch das forensische Zentrum "Ivan Vučetić" abgeschlossene forensische Untersuchung der eigentlichen Flaschen, aus denen zwei Betroffene getrunken haben, soll eine breitere Kontaminierung der in Verdacht geratenen Produkte von Coca-Cola ausgeschlossen haben. 

Panik in Kroatien: Mehrere Menschen vergiftet, Auslöser soll ein Getränk sein

In einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER bestätigte Coca-Cola Österreich den Erhalt aktueller Informationen aus Kroatien: "Die staatlichen Aufsichtsbehörden der Republik Kroatien haben nach Überprüfung der Römerquelle Emotion Heidelbeere-Granatapfel- und Coca-Cola-Produktmuster heute offiziell bestätigt, dass die entsprechenden Produktchargen für den Verzehr sicher sind". 

Weiters wird betont, dass Römerquelle Emotion Heidelbeere-Granatapfel nicht für den österreichischen Markt produziert und daher in der österreichischen Gastronomie und im Handel nicht vertrieben werde. "Die mit den weiteren Vorfällen in Kroatien verbundenen Chargen des Produkts Coca-Cola Regular 0,5l PET stammen nicht aus österreichischer Produktion und sind ebenfalls nicht in Österreich erhältlich", heißt es in der Stellungnahme. 

Analysen der Coca-Cola-Proben ergaben keine Unregelmäßigkeiten

Die Analysen jener Flasche mit dem Mineralwasser der Marke Römerquelle, aus der ein schwer verletzter 19-jähriger Mann aus Rijeka getrunken hat, bestätigten einen stark alkalischen Inhalt, hieß es aus dem kroatischen Innenministerium. Anhand der chemischen Zusammensetzung gingen Polizeiforensiker davon aus, dass es sich bei der Flüssigkeit um ein Reinigungs- oder Entfettungsmittel handelte. Alle anderen Proben desselben Getränks, die parallel getestet wurden, seien hingegen einwandfrei gewesen. Auch Analysen der Coca-Cola-Proben, die in Zagreb entnommen wurden, ergaben keine Unregelmäßigkeiten.

Der anfangs kritisierte kroatische Gesundheitsminister Vili Beroš, dem zu spätes Handeln in dieser Causa vorgeworfen worden war, fühlte sich bei einer Pressekonferenz nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse bestätigt. "Ich glaube, dass es sich um einen isolierten Fall handelt", sagte er mit Blick auf den Patienten mit schweren Verletzungen der Speiseröhre aus Rijeka. "Vom ersten Tag an haben wir betont, dass es viele Unklarheiten gibt. Von den 45 Personen, die bisher zur Untersuchung kamen, hatten nur vier bestimmte Veränderungen in der Schleimhaut des Verdauungstrakts, die möglicherweise nicht mit der Einnahme einer alkalischen Substanz zusammenhängt", erklärte der Minister. 

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Nicht mehr als Panikreaktion(en)?

Beroš, der selbst Arzt ist, sah keine Übereinstimmungen zwischen dem Fall in Rijeka und anderen Verdachtsfällen im Land. Eine solche Konzentration an alkalischer Substanz hätte lediglich zu einem schweren Krankheitsbild führen können, nicht aber zu leichten Symptomen, wie das bei der Mehrheit der Betroffenen der Fall gewesen sei, erklärte er. Die große Anzahl von gemeldeten Verdachtsfällen schrieb er teilweise einer Panikreaktion zu.

Solche schloss auch der anerkannte kroatische Psychiater Stipe Drmić im Gespräch mit dem Onlineportal Index.hr nicht aus. In Kroatien sei eine Atmosphäre der Angst entstanden, die Angst der Bevölkerung hätte zugenommen. Laut ihm sei es leicht möglich, dass einige ängstliche Menschen, die gerade erkältet sind, die Rötung und das Brennen im Hals als Vergiftung interpretieren. Während der Coronavirus-Pandemie sei es vermehrt zu ähnlichen Reaktion bei Menschen gekommen.

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Was ist eigentlich in Rijeka passiert?

Der Fokus der Ermittlungen dürfte sich nun auf Rijeka verlagern. Denn in der Küstenstadt sind die einzigen, tatsächlich bestätigten Vergiftungsfälle registriert worden. Einer davon bereits im Mai. Das Opfer damals, ein Mann aus Pula, trank seinem Anwalt zufolge in einem Restaurant in Rijeka eine Flasche Mineralwasser. Daraufhin erlitt er innere Blutungen und dürfte Ärzten zufolge bleibende Schäden davon tragen. Portal Index.hr behauptet, dieser Fall wäre vertuscht worden und hätte so gut wie keine mediale Aufmerksamkeit bekommen. Beim jüngsten Fall will die Regierung genau hinschauen. 

"Es besteht kein Zweifel, dass es zu einem Fehler gekommen ist", sagte Beroš mit Blick auf den Fall aus Rijeka. "Es ist schwer zu sagen, wie es passiert ist", fügte er hinzu und betonte, dass weitere Polizeiermittlungen die Umstände klären sollten. Die Möglichkeit einer Sabotage schloss er nicht aus.