Leben/Gesellschaft

Wie sich SMS im Laufe einer Beziehung verändern

Kaum etwas bringt das Herz von Frischverliebten so zum Schlagen wie das Signal einer eingehenden SMS. Während man früher über den Telefonhörer schüchtern erste Informationen austauschte, wird heute nahezu jeder Beziehungsbeginn digital dokumentiert - als SMS, WhatsApp- oder Facebook-Nachricht.

So auch jener von Alice Zhao und ihrem Mann. Im Oktober 2008 hatten die beiden ihr erstes Date, zu ihrem ersten Jahrestag bekam die Datenbloggerin ein besonderes Geschenk: Ihr Freund hatte alle Nachrichten, die sie bis dato geschrieben hatten, in ein Word-Dokument gepackt.

Das brachte Zhao auf eine Idee: Sie begann, die SMS aus dem ersten Jahr mit jenen, die sie sechs Jahre später als frisch verheiratetes Paar geschrieben hatten, zu vergleichen und grafisch aufzuarbeiten. Je öfter ein Wort verwendet wurde, desto größer ist es in der Grafik. Die "Wortwolken" veröffentlichte die US-Amerikanerin auf ihrem Blog adashofdata.com. Der Artikel wurde bereits 10.000-mal auf Facebook geteilt.

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"Unsere Gespräche haben sich von ,Hi, wie geht's dir?' zu ,Ok, klingt gut.' gewandelt", bilanziert die Datenanalytikerin. Wo früher romantische Bekundungen waren, geht es heute vor allem um Organisatorisches, wie die meistverwendeten Wörter zeigen: Alice Zhao schrieb am öftesten "Ok", ihr Mann liebt das Wort "Zuhause".

Auch die Wörter "Büro", "bald", "heute Abend" und "Abendessen" deuten darauf hin, dass in SMS vor allem Pläne für die gemeinsame Freizeit besprochen werden. "Als Ehepaar sehen wir uns den ganzen Tag, deswegen können wir uns persönlich verabreden und uns nette Dinge einfach so sagen", schreibt Zhao.

Manche Wörter wurden im Laufe der Jahre ungefähr gleich oft verwendet, jedoch hat sich der Kontext geändert: Aus "Komm gut nach Hause" wurde "Wir sehen uns zu Hause", aus "Hast du am Samstag Zeit für ein Abendessen?" "Was gibt's als Abendessen?"

Auch die Tageszeit, in der die beiden SMS schreiben, veränderte sich nach der Verlobung drastisch. Früher, als sie noch nicht zusammenwohnten, haben sich Alice und ihr Mann ab Nachmittag bis mitten in der Nacht SMS geschickt. Als verheiratetes Paar stehen sie den ganzen Tag mit dem Handy in Kontakt, aber niemals am Abend - weil sie da ohnehin beisammen sind.

Das Wort "Liebe" ist fast komplett aus dem Wortschatz des Ehepaars verschwunden - für Zhao eine positive Veränderung: "Wir müssen nicht mehr mitten in der Nacht aus der Ferne ,Ich liebe dich' schreiben. Ich kann mich jetzt einfach umdrehen, an meinen Mann kuscheln und ihm diese drei Worte ins Ohr flüstern".