Leben/Gesellschaft

Den Winter im Wasser verschlafen

Die Moschusschildkröte hat ausgeprägte Paddelbeine und ein geradezu spitzes Näschen. Auf dem olivgrünen Panzer der Höckerschildkröte ragt ein Kiel in der Optik von Haiflossen auf. Die Südliche Zierschildkröte beeindruckt durch einen farbenprächtigen Rückenstreifen in Rot-Gelb: Die hübschen Nordamerikaner machen sich breit.

„Die kleineren Arten können durchaus daheim gehalten werden“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass die Jahrmillionen alten Erdbewohner einen oft unterschätzten Bewegungsdrang haben. Und dass auch die Haustiere in ihrem Lebensrhythmus auf eine Pause eingestellt sind. „Ein frostfreier Winterschlaf hält Schildkröten länger gesund und fit“, bestätigt Anton Weissenbacher, Leiter des Aquarien- und Terrarienhauses im Wiener Zoo. Der Reptilien-Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, was bei der artgerechten Haltung der wechselwarmen Wirbeltiere zu beachten ist.

Verstecke

Wasserschildkröten sind Einzelgänger, nur für die Fortpflanzung suchen sie Gesellschaft. Doch auch das einzelne Tier hat einen großen Platzbedarf. Die Beckenmaße müssen an die Bedürfnisse der jeweiligen Art angepasst werden. Schließlich soll auch die Einrichtung zu Wasser und zu Land Abwechslung bieten. „Das Sitzen auf einer trockenen Korkplatte unter einer Wärmelampe ist wie ein Kuraufenthalt“, sagt Weissenbacher. UV-Licht ist ebenfalls wichtig. Im Wasserbereich, der einen leistungsstarken Filter braucht, schaffen Steine und Wurzeln viele Verstecke. Gleichzeitig muss ein Schwimmbereich frei bleiben.

„Die meisten nordamerikanischen Wasserschildkröten fressen eher tierische Nahrung“, sagt der Experte. Die Futtermischungen aus dem Handel werden mit Regenwürmern, Fisch und tiefgefrorenen Garnelen ergänzt, ebenso mit Vitaminen und Kalziumpräparaten.

Wer seine Wasserschildkröten artgemäß hält, stellt jetzt die Fütterung ein. Bis Ende Oktober ist die richtige Zeit, die Haustiere auf den Winterschlaf vorzubereiten. Auch beim Überwintern spielt die Herkunft eine Rolle. Naturgemäß stellen Tiere aus dem sonnigen Florida andere Ansprüche als Kanadier. Kühle, dunkle, ruhige Standorte eignen sich jedenfalls für die Erholungsphase. Die Schildkröten liegen dann im flachen Wasser, reduzieren den Herzschlag, nehmen Sauerstoff über die Haut auf und leben von ihren Fettreserven. Im Frühjahr beenden sie ihr Nickerchen. Bis dahin dürfen sie nicht geweckt werden, Nachschau zu halten dagegen ist Pflicht.